Nokia startet Handy-Produktion in Rumänien
Jucu/dpa. - Der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia hat am Montag im rumänischen Jucu das Konkurrenz-Werk zu seinem Bochumer Standort eingeweiht. Jucu steht im direkten Wettbewerb zu dem Bochumer Nokia- Werk, weil der Konzern seine deutsche Produktion nach Rumänien verlagern will.
Gleichwohl zeigte sich der Betriebsrat in Bochum vor einem Treffen mit dem Konzernmanagement am Dienstag in Finnland zuversichtlich. «Unser Plan ist, mit genauso viel Beschäftigten doppelt so viel zu produzieren», sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Silvano Guidone vor seinem Abflug. Der Bochumer Nokia-Betriebsrat will dem Management unter anderem vorschlagen, mit 14 Millionen Euro Investitionen in neue Produktionslinien die Arbeitskosten in Bochum insgesamt zu senken.
In der neuen Fabrik im siebenbürgischen Jucu arbeiten vorerst 350 Angestellte, wie Nokia-Vizepräsident Juha Putkiranta vor Journalisten sagte. In der «ersten Phase» sollen es 500 werden und bis Ende 2009 insgesamt 3 500, sagte Putkiranta. Die jetzt eröffnete Fabrik stelle nur die erste Bauphase dar. Die eigentliche Einweihung der gesamten Fabrik, von der weitere Teile noch gebaut würden, sei für das letzte Drittel dieses Jahres geplant. Die Investitionen der Finnen in Jucu belaufen sich auf rund 60 Millionen Euro. Über die Eckdaten zur Produktion in Jucu verweigerte die Nokia-Führung jede Auskunft.
Der weltgrößte Handy-Hersteller will im Sommer sein Werk in Bochum schließen und aus Kostengründen den Großteil der Produktion nach Jucu nahe der Stadt Cluj in Siebenbürgen verlagern. Die Pläne würden das Aus für rund 2300 feste Nokia-Stellen in Bochum bedeuten.
Putkiranta dankte den rumänischen Behörden insbesondere dafür, dass es mit ihrer Hilfe gelungen sei, schon sieben Monate nach Baubeginn der Fabrik in Jucu mit der Produktion zu beginnen. Man habe die Region Cluj als Standort ausgesucht, weil sie eine «lange Industrietradition» habe und somit über qualifizierte Arbeitskräfte verfüge. Die Fabrik in Jucu werde «ein wichtiger Teil unseres globalen Netzes» und werde im Einklang mit den weltweiten Qualitätsstandards von Nokia arbeiten.
Nokia wünsche sich, dass auch seine Zulieferer so bald wie möglich in den neuen Industriepark bei Jucu zögen, sagte Putkiranta weiter. Weder er, noch der Werksdirektor John Guerry waren bereit, Auskünfte über Gewinnerwartungen, geplantes Produktionsvolumen sowie die Bezahlung der Angestellten zu geben. Auch über die Größe der Fabrikhalle in Jucu verweigerte Nokia jede Auskunft. Schätzungen von Augenzeugen zufolge ist sie mehrere tausend Quadratmeter groß.
Am Donnerstag werden sich in Düsseldorf Staatssekretär Jens Baganz (CDU) vom NRW-Wirtschaftsministerium und Nokia-Manager treffen. Ministeriumssprecher Joachim Neuser sagte am Montag in Düsseldorf, es handle sich um eine von Ministerin Christa Thoben (CDU) und Nokia- Chef Olli-Pekka Kallasvuo am 28. Januar vereinbarte Arbeitsgruppe. In der Gruppe soll nach einer damals veröffentlichten Vier-Punkte- Erklärung nach «innovativen Lösungen für die Zukunft des Nokia- Standorts Bochum» gesucht werden.