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MZ-Jobbörse MZ-Jobbörse: Meister der befristeten Arbeit

Von Michael Deutsch 12.07.2004, 17:34

Bernburg/MZ. - "Ende des Monats ist Gabi zu Hause." Matthias Höck aus Bernburg erzählt von seiner Freundin, der man gekündigt hat. In wenigen Tagen wird beide dann neben ihrer Liebe auch das Schicksal der Arbeitslosigkeit verbinden.

Doch der 33-Jährige macht einen gefassten Eindruck. Selbst seit einem halben Jahr arbeitslos, macht er sich Mut: "Man darf auf gar keinen Fall in Selbstmitleid verfallen und muss sich ständig motivieren", lautet Höcks Rezept. Irgendwann flattere neben Bewerbungsabsagen auch eine Zusage mit der Post ins Haus. Seine beruflichen Hausaufgaben habe er ja gemacht, sagt Höck und läuft aus dem Gedächtnis noch einmal seinen bisherigen Werdegang ab.

Der beginnt 1987. "Mein Studienwunsch wurde damals von einer dreijährigen Verpflichtungszeit bei der Nationalen Volksarmee abhängig gemacht", sagt der junge Mann. Er habe das abgelehnt und das Studium des "Technischen Gebäudeausrüsters" in Dresden sausen lassen. Stattdessen nimmt Höck die Lehre zum Heizungs- und Lüftungsbauer auf, und lernt passgenau zur Wende aus. "Arbeit gab es damals überhaupt nicht", erinnert er sich. Mit 19 Jahren zieht es ihn in den Westen nach Lüneburg, weil er dort eine Anstellung in einer Heizungsbaufirma bekommt.

Vier Jahre bleibt er dort. Dann kündigt Höck. "Wenn man jung ist, hat man Ziele", sagt er. Er will Meister werden. 1994 kehrt er in die Heimat zurück und nimmt die Ausbildung bei den Handwerkskammern Halle und Dresden auf. Als er mit 27 Jahren den Meisterbrief in der Tasche hat, darf er fortan in einem Bernburger Bildungsinstitut Arbeitslose für den Handwerksberuf des Heizungs- und Lüftungsbauers fortbilden. Höck im Rückblick: "Das hat mir richtig Spaß gemacht."

Doch die Stelle ist befristet, nach neun Monaten wird der Lehrmeister selbst arbeitslos. Damit seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen, nimmt er bei der Handwerkskammer Leipzig die Ausbildung zum Betriebswirt des Handwerks auf. Höck findet abermals eine Ausbilderstelle. Diesmal bei einem Bildungsträger in Eisleben. Der Lehrstoff ist nicht nur für die Auszubildenden neu, auch für Höck. Denn der soll im Reha-Bereich angehende Hauswarte schulen. "Das Wissen habe ich mir im Selbststudium angeeignet", berichtet der Meister. Dabei habe ihm auch ein PC-Kurs an der Volkshochschule geholfen habe. Doch auch diese Anstellung ist nicht von Dauer, er wird schließlich wieder arbeitslos.

Als Matthias Höck 2001 die Ausbildung zum Betriebswirt abschließt, kann ihn das Arbeitsamt an ein Dessauer Bildungszentrum vermitteln, wo er als Personaltrainer arbeitet. Das Kuriose: Höck darf nun selbst Arbeitslose für den Wiedereinstieg ins Berufsleben fit

machen und sogar geeignete Bewerber für potenzielle Arbeitgeber auswählen. Doch auch dieses Projekt läuft irgendwann aus, und Höck bleibt selbst wieder als Arbeitsloser übrig.

Manchmal, meint Höck, sei er schon nachdenklich, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist und was die Zukunft bringen mag. Er rechnet, dass er wohl schon 15 000 Euro für seine Qualifizierungen ausgegeben hat - eine Investition ohne Erfolgsgarantie. "Enttäuscht bin ich, dass der Staat seine jungen und qualifizierten Leute im Stich lässt."

Doch der junge Mann ist kein Jammer-Typ. "Am liebsten würde ich wieder als Berufsausbilder arbeiten, auch mit behinderten Menschen", sagt Höck. Allerdings hat er schon wieder vier Absagen bekommen. "Macht nichts", meint Höck. "Schulter nach hinten, Kopf nach oben, die Suche geht weiter."

Wer Matthias Höck eine Stelle anbieten kann, sollte sich an die Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen-Anhalt (Frau-von-Selmnitz-Straße 6, 06110 Halle), wenden. Ansprechpartnerin ist: Bianka Kleschtschow (0345 / 1332-478).

[email protected]