Musik Musik: Lehrer auf der Mattscheibe

Düsseldorf/dpa. - Zurzeit versuchen junge Leute über Casting-Shows ins Rampenlicht zu gelangen. Gutes Aussehen, agiler Hüftschwung und eine brauchbare Stimme gehören zu dem Mix, der zum Erfolg führen soll. Doch Musik ist nichts ohne Instrumente. Gitarre spielen können wie Jimi Hendrix, BB King oder Eric Clapton: Auch diese Träume existieren.
Die ersten Versuche mit dem sechssaitigen und doch so vielfältigen Instrument sinid in den meisten Fällen recht ungelenk. Einfach Drauflosspielen führt nicht sehr weit. Wer Ambitionen hat, kommt um einen Gitarrenlehrer nicht herum. Wer es mit einem kostengünstigeren Einstieg probieren möchte, der kann auf Gitarrenunterricht in Buchform zurückgreifen - oder sich für einen interaktiven Kurs entscheiden.
Zur Zeit gibt es zwei aktuelle interaktive Gitarren-Lernprogramme für PC auf dem deutschen Markt, die sich vor allem im Preis unterscheiden. Während der «Interaktive Gitarren-Kurs» von Modern Games in Aachen für 14,99 Euro erhältlich ist, muss man für die «eMedia Gitarren-Schule Vol. 1» aus dem Hause Klemm Music Technologies in Ziegenhagen mit rund 60 Euro den mehrfachen Betrag auf den Tisch legen. Beide Produkte richten sich hauptsächlich an Anfänger, die nach einer Möglichkeit suchen, die ersten Akkorde ohne einen teuren Lehrer zu erlernen.
«Das Interesse an solcher Software ist bei uns vor allem von Berufstätigen vorhanden, die sich nicht noch zusätzliche Termine für den Unterricht bei einem Lehrer frei halten wollen», bestätigt Margret Jürgens, Musikalien-Fachverkäuferin mit Schwerpunkt Software im renommierten Hamburger Steinway-Haus. Der Entscheidung für die richtige Software sollten aus ihrer Sicht zwei Dinge vorausgehen: Die Überlegung, welche Ansprüche man an das Produkt stellt, und eine fachmännische Beratung.
Der Aufbau der beiden Produkte ist ähnlich: Es gibt Videosequenzen mit einem Lehrer, ein animiertes Griffbrett wird beim Vorspielen eingeblendet, ein Metronom hilft, den Takt zu halten. Umfangreiche Bibliotheken dienen dem schnellen Recherchieren von Akkorden. Die «eMedia Gitarren-Schule Vol. 1» enthält im Gegensatz zum «Interaktiven Gitarren-Kurs» ein Stimmgerät. Zudem ist die Klemm-Software auch von Mac-Besitzern zu verwenden. Der «Interaktive Gitarren-Kurs» bleibt Windows-Rechnern vorbehalten.
Margret Jürgens hält die interaktiven Schulen für geeignet, um die ersten Versuche mit der Gitarre zu unternehmen. Grundsätzlich jedoch komme es auf den Anspruch des Lerners an, sagt sie. Wer höhere Ziele verfolgt, kommt um einen Lehrer nicht herum. Genauso sieht das auch Timo Kirchner, der in Darmstadt als freiberuflicher Gitarrenlehrer tätig ist.
Aus Kirchners Sicht kann es sinnvoll sein, im Unterricht mit dem Lehrer bestimmte Dinge zu erarbeiten, die der Schüler dann zu Hause an seinem Computer vertiefen und wiederholen kann. «Einige Kollegen nutzen solche Software und sind auch ganz zufrieden damit.» Er selbst setze diese Produkte aber nicht ein.
Wer ambitionierte Ziele verfolgt, wird laut Kirchner nicht ohne die professionelle Hilfe eines Lehrers auskommen: «Ohne einen Lehrer, der auf die persönlichen Interessen, Fähigkeiten aber auch Schwächen des Schülers eingeht, wird es ein schwerer Weg zum guten Gitarrespielen.» Margret Jürgens ergänzt: «Musikpädagogen kritisieren an solchen Produkten, dass die Kontrollinstanz fehlt.» So könnten sich eine falsche Haltung oder ein unergonomisches Greifen der Akkorde beim Schüler so einprägen, dass es niemals mehr korrigiert werden kann.
Auch bei den Herstellern und Vertriebsfirmen der Software ist man realistisch. Sebastian Friedel von Klemm Music Technologies meint, dass «eine Software nie ausreichen wird, um ein Instrument zu beherrschen.» Dennoch böten solche Programme die Möglichkeit für einen schnellen Einstieg in das Instrumentenspiel. Gerade Kinder und Jugendliche ab etwa zehn Jahren könnten auf unterhaltsame Weise ihre ersten Akkorde mit Hilfe entsprechender Programme erlernen.
Selbst fortgeschrittenere Techniken, beispielsweise das Finger-Picking, werden bei den Einsteiger-Schulen in Ansätzen vermittelt. Zumindest Klemm Music hat auch die fortgeschrittenen Gitarristen im Visier. Im Frühjahr soll der zweite Teil der Serie «eMedia Gitarren-Schule» mit vertiefenden Lehrinhalten auf den Markt kommen.
Systemvoraussetzungen: «eMedia Gitarren-Schule Vol. 1»: PC-Version: PC mit Pentium-Prozessor, Windows 95 und höher, 16 MB Arbeitsspeicher (RAM) und eine Multimedia Soundkarte. Mac-Version: Power PC, System 7.5.3+, OS X 10.2+, 16 MB Arbeitsspeicher (RAM). «Interaktiver Gitarren-Kurs»: PC mit Pentium-300-MHz, Windows 95 und höher, 64 MB RAM, Internet Explorer 4.0.1 mit Service Pack 1 und eine Multimedia Soundkarte.