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Motorsport Motorsport: «Dottore» Valentino Rossi erlebt seine Wunderheilung

Von CHRISTOPH KARPE 15.07.2010, 20:30

HOHENSTEIN-ERNSTTHAL/MZ. - Mehr noch: Der Italiener ist wild entschlossen, wieder Motorrad zu fahren und in die laufende WM der MotoGP-Klasse zurückzukehren. Und das ausgerechnet beim Deutschland-Grand-Prix an der Kultstätte am Rande des Erzgebirges, wo die Weltmeisterschaft am Wochenende Station macht.

Auf der mit Motorsport-Historie getränkten Asphaltbühne ist er seit Jahren der Liebling der regelmäßig über 200 000 Zuschauer. Viermal hat er hier gesiegt, zuletzt im Vorjahr. Ein perfekter Platz also für ein Comeback. Das finale Okay gab am Donnerstag Rennarzt Hubert Fischer vor Ort. Auch wenn Mediziner ohne ein Herz für die Raserei jenseits der 200 Stundenkilometer sicherlich den Daumen gesenkt hätten. 43 Tage ist es erst her, da sich der neunmalige Weltmeister beim Heim-Grand-Prix in Mugello bei einem fürchterlichen Unfall einen offenen Schienbeinbruch zugezogen hatte. Der Knochen wurde humorlos genagelt. Eine Woche lang blieb Rossi im Krankenhaus. Nach etwa fünf

Monaten Pause, so hieß es und so empfiehlt es die Schulmedizin, könne "Dottore" Valentino Rossi frühestens wieder Rennen fahren. Doch im Sport der harten Männer, wo Stürze und diverse Brüche so alltäglich sind wie Wespenstiche im Süßwarenladen, verlaufen Heilungsprozesse irgendwie wundersam beschleunigt. Außerdem half ein ausgeklügeltes Reha-Programm im Fitness-Studio und einer Unterdruckkammer.

Schon letzte Woche ließ der 31-Jährige aufhorchen. Er testete auf der Rennstrecke in Misano. Am letzten Montag drehte er auf einer Superbike-Maschine die nächsten Runden im tschechischen Brünn. Die Zeitmessung ergab: Rossi wäre konkurrenzfähig. Also folgte noch eine Röntgenuntersuchung. Sie zeigte: Der Knochen ist noch keineswegs ausgeheilt und wäre ohne den Nagel noch ganz schön labil. Aber der Mann ist gewillt, gehörigen Grundschmerz zu akzeptieren, der sich bei einem neuerlichen Sturz ins beinahe Unaushaltbare steigern würde.

Valentino Rossi schrecken weder Schmerzen noch Risiko. Die zwei unangenehmen Begleiter einer Motorradfahrer-Karriere hat er tolerieren gelernt. Also will er auf seiner Yamaha mit der Nummer 46 Gas geben. "Ich bin ganz aufgeregt, dass meine Ärzte denken, dass ich dieses Wochenende fahren kann", sagte Rossi auf motogp.com. Zu seinen Tests meinte er: "Ich habe mich gut gefühlt, aber ich weiß, dass es auf der Strecke im Rennen ein anderes Ding ist und dass es hart für mich wird. Aber ich vermisse mein Motorrad und mein Team und ich will es versuchen. Ich freue mich richtig darauf, alle wiederzusehen und wieder im Fahrerlager zu sein. Ich bin es leid, zu Hause zu sein!" Er wirkte fröhlich, ganz wie es seine Natur ist.

Rossis Teammanager Davide Brivio ergänzte: "Valentino hat einen großen Aufwand betrieben, um für das Rennen auf dem Sachsenring dieses Wochenende bereit zu sein. Er wollte wirklich so schnell er konnte zurück und daher hat er hart gearbeitet, damit die Genesung so schnell wie möglich verläuft." Allerdings zählt er Rossi keineswegs zu den Anwärtern auf eine Podiumsplatz. "Wir erwarten, dass es ein paar Rennen dauern wird, ehe er wieder auf Speed kommt und konkurrenzfähig an der Spitze ist."

Die Rückkehr könnte also sportlich unspektakulär verlaufen, weil der schwierig zu fahrende Sachsenring selbst fitte Piloten in körperliche Grenzbereiche bringt. Titelchancen hat der amtierende Champion sowieso keine mehr. Bei elf ausstehenden Rennen liegt Rossi, der 61 Zähler hat, 104 Punkte hinter dem spanischen Spitzenreiter Jorge Lorenzo zurück. "Aber es ist schön zu sehen, dass er zurück unter uns ist", sagte Teammanager Brivio. Ein Satz, den alle am Ring wiederholen würden.