Moderne chinesische Kunst im Louisiana-Museum
Humlebæk/dpa. - Das moderne China ist der neueste Hit in den europäischen Kunsthallen. Auch in Dänemark erhält die Kunst aus dem Reich der Mitte nun Einzug in die erste Liga der Museen.
«Made in China» hat das Louisiana-Museum in Humlebæk seine Ausstellung mit mehr als 100 zeitgenössischen Bildern, Fotos, Skulpturen und Performance-Arbeiten betitelt. International anerkannte Künstler sind ebenso vertreten wie völlig unbekannte, das Exil ebenso wie Peking und die chinesische Provinz.
Einzige Gemeinsamkeit in den Ausstellungsräumen vor den Toren Kopenhagens: Alle gezeigten Werke stammen aus der Zeit seit 1989, mit dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens als historischem Schnittpunkt. Zhang Xiaogang ist mit dem unendlich traurigen Porträt einer Ein-Kind-Familie aus der Zeit der Kulturrevolution vertreten. Die Beschäftigung mit dem Erbe der maoistischen Herrschaft füllt einen Teil der dänischen Ausstellung.
Die künstlerischen Kommentare fallen dabei im Ton so unterschiedlich aus wie bei den Stilmitteln. Es finden sich ironisierende Bilder wie Feng Mengbos Bild des «Großen Vorsitzenden», auf dem sich ein doppelter Mao selbst die Hand gibt. Aber auch sehr nachdenkliche Fragen zu den biografischen Folgen des gewaltigen Umbruchs in China und schreiende Anklagen gegen den Terror der Mao-Zeit sind dabei.
«Dieses Riesenland ist eigentlich auch künstlerisch viel zu groß und vielfältig für eine einzige Ausstellung», sagte Louisiana-Chef Poul Erik Tøjner bei der Eröffnung. Andererseits fand er es doch auch «sensationell», dass sich sein Museum Prachtstücke aus der privaten New Yorker «Estella Collection» für diese Exklusiv-Schau aussuchen durfte.
Tøjner bekannte freimütig, dass das enorme Interesse natürlich auch mit den Mechanismen des globalisierten Kunstmarktes zusammenhängt: «Moderne Kunst aus China ist im Moment ein gewaltiges Spekulationsobjekt.» Teils globalisiert, teils tief verwurzelt in die chinesische Kultur präsentiert Louisiana die zeitgenössische Kunst aus dem bevölkerungsreichsten Land der Welt.
Zum Bild von zwei jungen Mädchen in Jogging-Schuhen und durchsichtigen Slips von Ma Yanhong («Erwachsenenleben») sagte Ausstellungsleiter Anders Kold: «Das hätte genauso gut in Chelsea in New York oder in Berlin in Kreuzberg gemalt werden können.» Generell habe man versucht, bei der Auswahl die nach wie vor akute Gefahr einer «Exotisierung» Chinas durch die westliche Brille zu vermeiden.
Wenn sich aber der Performance-Künstler Zhang Huan in der faszinierenden Fotoserie «Familienbaum» den kahlen Schädel nach und nach mit chinesischen Schriftzeichen komplett zuschreiben lässt, ist die fernöstliche Tradition höchst präsent. Die Ausstellung in Humlebæk, eine knappe Bahn- oder Autostunde nördlich von Kopenhagen, wird bis zum 5. August gezeigt. Am 26. und 27. Mai veranstaltet Louisiana ein «Performance-Weekend» mit neun chinesischen Künstlern.