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Mittelstrecke Mittelstrecke: IAAF verlangt Geschlechts-Test von Semenya

Von Andreas Schirmer und John Bagratuni 19.08.2009, 17:14

Berlin/dpa. - Zweifel, ob die 18-Jährige eine Frau ist, waren wegen ihrer männlichen Erscheinung aufgetreten. DieErgebnisse der genetischen Untersuchung sollen innerhalb einer Wochevorliegen. Caster Semenya war vor drei Wochen aus dem Nichts kommendmit einer Zeit von 1:56,72 Minuten Weltjahresbestzeit und bei der WMBerlin ins 800-Meter-Finale am (heutigen) Mittwoch (21.35 Uhr)gelaufen.

«Wir haben keine Beweise, um ihr einen Start nicht zu erlauben»,sagte IAAF-Sprecher Nick Davies. «Wir warten auf das Ergebnis derUntersuchung. Es wäre falsch sie nicht laufen zu lassen.» Dersüdafrikanische Leichtathletik-Verband ließ mitteilen, dass es keinenGrund für den Verdacht gebe, dass Semenya ein Mann.

«Wir haben den Aspekt der Diskriminierung zu beachten», sagteIAAF-Councilmitglied Helmut Digel (Tübingen). «Es stehen aber beiJugend- und Junioren-Weltmeisterschaften Vermutungen im Raum, dassManipulation in dieser Richtung staatlicherseits begünstigt werden.»Dies passiere besonders in Entwicklungsländern. Digel betonte aber:«Wir müssen uns an die Regeln halten und auch den Athleten schützen.

Geschlechts-Test sind bei den Olympischen Spielen 1968 eingeführtworden, nachdem eine Reihe von osteuropäischen Athleten in Verdachtgeraten waren. Vor den Sommerspielen 2000 in Sydney wurde sogenannte«Gender verification» jedoch wieder abgeschafft und sieht sie nurnoch in strittigen Fällen vor. In einigen Sportverbänden gibt esdiese Tests noch.

In der Sportgeschichte gab es wiederholt Fälle, bei denen dieseTests belegten, dass Männer unwissentlich als Frauen an den Startgingen. Die als Polin geborene Amerikanerin Stella Walsh etwa holteüber 100 Meter 1932 in Los Angeles Gold und vier Jahre später inBerlin Silber. Als sie 1980 bei einem Überfall erschossen wurde,stellte sich heraus, dass Walsh männliche Geschlechtsorgane hatte.Bei den Asienspielen 2006 in Doha musste die indische LeichtathletinSanthi Soundarajan ihre 800-m-Silbermedaille wieder abgeben, nachdembei einem Geschlechts-Test herausgekommen war, dass sie von derChromosomen-Konstellation her männlich ist.

In der Regel weisen Frauen zwei X-Chromosomen (XX) in ihren Zellenauf, Männer ein X- und ein Y-Chromosom (XY). Manche mit einemY-Chromosom geborenen Menschen entwickeln alle körperlichcharakteristischen Merkmale einer Frau - ausgenommen die internenSexual-Organe.