1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Milva kam, sang und kämpfte mit Schmerzen

Milva kam, sang und kämpfte mit Schmerzen

Von Max Blosche 03.02.2008, 12:38

Darmstadt/dpa. - Darmstadt ­ Sie hat sich rar gemacht seit ihrer Abschiedstournee vor knapp drei Jahren: Doch für ein Konzert kam die italienische Sängerin Milva am Samstagabend noch einmal nach Deutschland.

In Darmstadt begeisterte die 68-Jährige die etwa 1200 Besucher - und das, obwohl es ihr offensichtlich nicht gut ging. Nicht einmal bücken konnte sie sich, als ein Fan ihr Blumen überreichen wollte. «Eigentlich wollte ich nicht darüber reden, aber ich hatte vor ein paar Monaten eine Operation, deren Folgen ich immer noch spüre», sagte die Künstlerin, der auch das Gehen sichtlich schwer fiel: «Zu Hause benutze ich auch solche Dinger wie Sie», sagte sie mit Blick auf eine Konzertbesucherin mit Krücken.

«I go langsam», kündigte die Grande Dame des Chansons im Sprachmix an. Und den servierte sie während des zweistündigen Konzerts in Italienisch, Deutsch, Französisch und Englisch auch bei einem Querschnitt ihrer musikalischen Erfolge. Das waren während der mehr als vierzigjährigen Karriere nicht gerade wenig.

Für «La Rossa», wie die 68-Jährige wegen ihrer langen roten Haare genannt wird, hielt das einzige Deutschlandkonzert noch mehr Widrigkeiten als die heftigen Rückenschmerzen bereit: Ihre Musiker trafen wegen starken Nebels erst in letzter Sekunde ein und kämpften dann auf der Bühne zeitweise mit Soundproblemen. Und Milva fand es «ein bisschen zu warm».

Seit sie 1987 mit «Zusammenleben» ihren ersten Titel auf Deutsch sang, steht die Italienerin auch hierzulande für selbstbewusste, starke Frauen. «Non, je ne regrette rien» (Nein, ich bedauere nichts), sang sie mit besonderer Inbrunst an diesem Abend. Die Liebe ist ein großes Thema in Milvas vielseitigem Repertoire, genauso aber auch das Leiden.

Die Sängerin legte sich nie auf eine Stilrichtung fest. Und so trug sie am Samstagabend neben Chansons auch Schlager vor. Sie sang hingebungsvoll Opernarien und temperamentvoll zu feurigen Tangorhythmen von Astor Piazzolla. Und mit ihrer dunklen, rauchigen, unvermindert kraftvollen Stimme intonierte sie Brecht-Weill-Songs mit Gänsehaut-Effekt. Ihren Hang zu großen Gesten ließ die Diva, die auch schon als Schauspielerin unter Regisseuren wie Wim Wenders oder Werner Herzog Erfolge verbuchte, auch in Darmstadt freien Lauf.

Maria Ilva Biolcati kam 1939 in Goro bei Ferrara als Tochter eines armen Fischhändlers zur Welt. Ihre Karriere begann 1959, als sie einen Talentwettbewerb gewann. Für ihren Erfolg setzte sie sich immer mit voller Kraft ein. Noch heute paart sich bei ihr das Kämpferische mit einer gehörigen Portion Sexappeal - selbst dann, wenn sie die Folgen einer Operation auskuriert. (dpa)