Mauritius Mauritius: Löwen-Safari im Paradies
Halle/MZ. - Auch wenn die beiden Löwen noch jung sind, es sind Raubtiere. "Kehrt ihnen nicht den Rücken zu und erschreckt sie nicht", hat der 66-Jährige Verhaltensregeln für den rund einstündigen Spaziergang mit den Raubkatzen im Casela Natur- und Erlebnis-Park auf Mauritius festgelegt. Eine Weisung, die die Teilnehmer auf ihrer Safari respektvoll befolgen.
Die Trauminsel im Südwesten des Indischen Ozeans, ungefähr 900 Kilometer östlich von Madagaskar und mit 1 800 Quadratkilometern nur halb so groß wie Mallorca, ist gerade dabei, sich neu zu erfinden. Für Karl Mootoosamy, Tourismusdirektor des Inselstaates, ist der Spaziergang mit den Löwen ein Mosaikstein eines Image-Konzeptes, das weg von der Hochzeitsinsel hin zum Familienparadies führen soll. Auf diesem Weg wird Mootoosamy nicht müde, Mark Twain zu zitieren: "Zuerst wurde Mauritius geschaffen, dann das Paradies. Aber das Paradies war nur eine Kopie von Mauritius", soll der amerikanische Schriftsteller (1835-1919) bei einem Besuch des tropischen Eilands geschwärmt haben. Das kommt nicht von ungefähr. Von Palmen gesäumte Strände, farbenprächtige Korallenriffe, glitzernde Lagunen, türkisblaues Meer und grüne Täler machten und machen Mauritius zu einem Traumziel für jährlich rund 1,5 Millionen Touristen. Schon bald sollen es zwei Millionen Besucher sein. Die Hotelindustrie südlich des Äquators ist bestens gerüstet. Vom preiswerten Hotelbett mit Frühstück ab 35 Euro für die Nacht bis hin zur Luxusherberge reicht das Angebot für beinahe jeden Geldbeutel. "Wir setzen auf Qualität", sagt Rhena Bunwaree, Managerin für die Öffentlichkeitsarbeit im Four-Seasons-Resort in Anahita (Ostküste). Das Fünf-Sterne-Haus hat 123 Bungalows im tropischen Stil, ein Teil davon auf einer privaten Insel. Bei einem Preis von 950 Euro pro Nacht im Bungalow ist die Nutzung des 18-Loch-Golfplatzes inbegriffen. Wer es preisbewusster will, kann sich für das an der Südwestküste gelegene "Tamassa" entscheiden. Das vor zwei Jahren eröffnete 220-Betten-Haus wird neu ausgerichtet. "Wir sind überzeugt, dass All inclusive das ideale Konzept für unser Hotel ist", sagt Verkaufsmanagerin Jenny Nax. Hier bekommt man das Doppelzimmer ab 2 160 Euro für sechs Tage. Zahlreiche Reiseveranstalter haben jedoch auch Pauschalangebote in den Katalogen.
Doch der Urlauber will heute mehr als nur Faulenzen am schneeweißen Strand und Schnorcheln im lauwarmen Meer. Das bekommt er mittlerweile in vielen Facetten geboten. Die reichen vom Unterwasserspaziergang mit einem speziellen Taucherhelm bis hin zu einem Blick hinter die Kulissen der Bois Cheri Teefabrik. Auf der Hochebene herrscht ganzjährig ein ideales tropisch feuchtwarmes Klima für den Anbau der Pflanzen. Auf den Plantagen werden seit 1892 die aromatischen Blätter gepflückt und teils noch in Handarbeit unter den Augen der Touristen in Teebeutel gefüllt. Wer einmal den Weg in die Berge gemacht hat, der sollte dem Tempel am Grand Bassin, einem Kratersee, einen Besuch abstatten. Diesen heiligen Ort der Hindu umgibt eine Legende, nach der der See aus einem Tropfen Wasser des Ganges entstand, der dem Gott Shiva aus seinem nassen Haar tropfte, als dieser fasziniert auf Mauritius' Schönheit schaute.
Zwei Drittel der Inselbewohner stammen vom indischen Subkontinent. Ein großer Teil der übrigen Bevölkerung sind Kreolen (ehemalige Sklaven aus Afrika und Madagaskar). Gut zwei Prozent der Mauritier sind chinesischer Abstammung, die weiße Minderheit ist etwas kleiner. Die Vielfalt merkt man an der internationalen Küche und der Freundlichkeit der Menschen. Überhaupt ist der Kontakt zu den Einheimischen das jüngste Kind der Tourismusbranche. Der mauritische Reiseveranstalter Summer Times bietet Einblicke in den Alltag der Einheimischen. Praveena Baharsing führt uns in Rose Hill in eine kleine Küche. Hier herrscht Madame Kumari Mangor. Die 60-Jährige hat schnell die Herzen der Touristen erobert und formt in Windeseile Dalpurie. Das traditionelle Fladenbrot aus Weizen und Linsen wird mit Füllungen versehen und gegessen. Und nebenbei erfährt der neugierige Tourist auch noch etwas über Sitten und Gebräuche aus der kolonialen Vergangenheit.
Jano hat die Löwen mit rohen Fleischhäppchen zurück auf den Weg gelockt. Wer den Mut hat, kann jetzt für ein Erinnerungsfoto das raue Fell der Raubkatze streicheln, während sich diese gemächlich in der tropischen Sonne rekelt.