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Maurice de Vlaminck: Ein Wilder in Paris

Von Sabine Glaubitz 20.02.2008, 11:22

Paris/dpa. - Der französische Maler Maurice de Vlaminck (1876-1958) war der Kühnste und Ungestümste unter den «Fauves», den «Wilden».

Diesem energischen Künstler flämischer Herkunft, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammen mit André Derain und Henri Matisse die Bewegung des Fauvismus gründete, widmet das Pariser Musée du Luxembourg die Ausstellung «Vlaminck, ein fauvistischer Instinkt».

Wie der Untertitel zum Ausdruck bringt, liegt der Schwerpunkt auf dem besonders energischen Temperament Vlamincks und seiner fast schon angeborenen Beziehung zur Farbe, die in seinen Gemälden durch ein Feuerwerk aus Rot, Blau, Grün und Weiß zum Ausdruck kommen. Die rund 80 Werke, die bis zum 20. Juli zu sehen sind, stammen aus der Zeit zwischen 1900 und dem Ersten Weltkrieg und spiegeln Vlamincks künstlerisches Konzept wider, das sich an einem Motto der Anarchisten orientiert, mit denen er in seiner Jugend verkehrte: «Weder Gott noch Meister.»

Vlaminck hat sich zeitlebens gerühmt, Autodidakt gewesen zu sein. Die akademische Malausbildung war in seinen Augen nichts anderes als sinnlose Konventionen. Eines seiner ersten Werke, mit dem auch die Ausstellung beginnt, ist das Ölgemälde «Homme à la pipe (Der Mann mit der Pfeife), das Porträt eines Nachbars, das der Künstler als 24-Jähriger gemalt hat. Es ist eines der wenigen Werke aus seiner Anfangszeit. Denn Vlaminck, der sich als junger Mann seinen Lebensunterhalt mit Geigenspielen verdiente, lebte unter prekären finanziellen Bedingungen. Um Farbe kaufen zu können, musste er oft auf das Notwendigste verzichten. Deshalb kratzte er, kaum dass ein Werk beendet war, die noch frische Farbe ab, um erneut die Leinwand bemalen zu können.

Das Porträt stellt ein verzerrtes Gesicht vor einem verschwommen Hintergrund dar. Die kräftige Pinselführung und der dicke Farbauftrag machen aus dem Werk einen Vorläufer des Expressionismus. Hier ging es Vlaminck nicht um eine realistische Darstellung, sondern darum, das Gefühl zu vermitteln, das in ihm die Not und das Elend seines Modells auslöste. In dem 1929 veröffentlichten autobiografischen Werk «Gefährliche Wende» schreibt der Maler über seine ersten Versuche: «Ich komponierte aus dem Instinkt heraus, ungeschickt, ich trug die Farben mit dem einzigen Gedanken auf, der für mich alles entschuldigte: auszudrücken, was ich empfand. Ich malte wie ein Anfänger, ausschließlich für mich, und nicht mehr».

In den Jahren 1904 bis 1908/1909 malte Vlaminck unter dem Einfluss von van Gogh Landschaften und Stillleben in wilder Pinselführung und kontrastreichen Farben wie zum Beispiel «Les Ramasseurs de pommes de terre» und «La Seine à Chatou». In der Abbildung des Blumenstraußes «Fleurs, symphonie en couleurs» (Blumen, Farbsymphonie) erreicht der Farbrausch, der die fauvistische Periode Vlamincks kennzeichnet, seinen Höhepunkt. Bei diesem Feuerwerk der Farben wird der Besucher an die berühmte Metapher von Derain erinnert, der die Farben gleichsetzte mit «Dynamitpatronen», die sich «im Licht entladen» müssen.

Nach 1909 wird sein Stil allmählich konventioneller, ohne dass er jedoch seinen ursprünglichen Anspruch aufgibt: sich selbst zum Ausdruck zu bringen. «Sogar meine Landschaften, meine Stillleben sind Selbstbildnisse», erklärte er am Ende seines Lebens.

www.museeduluxembourg.fr