Massenwachstum Massenwachstum: Riesen-Steinpilze schossen aus der Erde
Wangen/Hermannseck. - Ein erstes Massenwachstum ließ in der jüngsten Vergangenheit die Herzen von Pilzsammlern höher schlagen. Eine wahre Flut an Steinpilzen überraschte nicht nur Gelegenheitssammler. Auch die am Stand Hermannseck aktiven Pilzsachverständigen wurden von der Masse und Riesen-Steinpilzen in Erstaunen versetzt. Selten waren bereits im Juli solche üppigen Funde zu verzeichnen. Schuld daran war der Dauerregentag am 16. Juli, der immerhin 28mm Regen/m² brachte. Danach setzten hochsommerliche Temperaturen ein, die das Pilzwachstum regelrecht explodieren ließen.
Am vorletzten Juli-Wochenende waren es zunächst die Pfifferlinge, die zwischen "Langes Gestell" und "Wangener Grund" in Eichen- und Buchenmischwäldern regelmäßig im Juli ihre Hauptwachstumszeit haben und denen die Feuchtigkeit einen ordentlichen Wachstumsschub verabreichte. Sie erreichten zum Teil bis 10cm Hutdurchmesser. Zuvor hatten sich die Pfifferlinge als kleine, gelbe Pünktchen angedeutet, waren aber wegen Trockenheit kaum voran gekommen. Mit den Spitzentemperaturen um 30 Grad in der letzten Juli-Woche schossen die Steinpilze schließlich aus dem Boden. Zur allgemeinen Überraschung waren die köstlichen und wohl bekanntesten Delikatessen des Waldes fast ausschließlich in jungen Fichtenbeständen zu finden. Da hieß es im Kriechgang auf die Pilzpirsch zu gehen. Die Mühe lohnte sich. Gleich truppweise standen an manchen Stellen bis zu 10 Exem plare. Viele erreichten Supergrößen mit bis zu 25cm Hutdurchmesser und acht Zentimeter dicken Stielen.
In diesem ausgewachsenen Stadium sind die Steinpilze dann allerdings schon stark von Madenfraß befallen. Das beschleunigte Wachstum ließ kaum Zeit, die Standorte in Ruhe abzusuchen. So rasch die Steinpilze gewachsen waren, so schnell gingen sie auch wieder ein. Die Pirsch hatte sich aber für erfahrene und Hobby-Pilzsammler gelohnt. Am Beratungsstand im Hermannseck fanden sich im Sammelgut darüber hinaus essbare Perlpilze, Rotkappen, Ziegenlippen, Gold-, Rotfuß- und Hainbuchenröhrlinge, einige Birkenpilze und sogar schon Maronen. Zwischen Bad Bibra und Wohlmirstedt überraschte noch der sonst nur vereinzelt auftretende, im Jugendstadium dem Steinpilz zum Verwechseln ähnelnde, ungenießbare Gallenröhrling an einigen Nadelwaldstellen in großer Anzahl. Zur Pilzberatung wurde zweimal ein ganzer Korb mit diesen Exem plaren vorgelegt.
Die Röhren werden beim Gallenröhrling im Alter aber rosa, beim Steinpilz olivegrün. Die Stiele des Gallenröhrlings haben ein kräftig geadertes braunes Netz. Die nicht giftigen Pilze sind gallebitter - daher der Name. Im Zweifel sollte man den Pilz vorsichtig auf der Zungenspitze kosten. Die kommenden Tage lassen nach den jüngsten kräftigen Gewitterregengüssen ein neues Pilzwachstum und viele Funde erwarten. Spielen noch wärmere Temperaturen wieder gut mit, könnte eine Pilzwanderung am Wochenende durchaus von Erfolg gekrönt sein.