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Mapplethorpe-Schau in Düsseldorf

Von Dorothea Hülsmeier 16.02.2010, 12:02

Düsseldorf/dpa. - Düsseldorf ­ Radikale Darstellung von Sex und Nacktheit oder «bildhauerische Fotografie» - die Werke des US-Fotografen Robert Mapplethorpe (1946-1989) sind bis heute Mittelpunkt hitziger Diskussionen.

Das Gesamtwerk des Künstlers beleuchtet bis zum 15. August eine Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf. Die Auswahl von mehr als 150 Fotos umspannt frühe Selbstporträts von 1971 bis zu Mapplethorpes Aids-Tod. Ebenso ausgestellt sind seine provokativen Aktfotografien schwarzer Männer, Blumenstillleben, die Porträts berühmter Pop-Künstler wie Andy Warhol und Robert Rauschenberg sowie Bildnisse seiner langjährigen Gefährtin, der Sängerin Patti Smith.

Mit seinen Penis-Fotos, der freizügigen Darstellung sexueller Praktiken und homosexuellen Sujets schockierte und verstörte Mapplethorpe die Öffentlichkeit und beschäftigt bis ins 21. Jahrhundert hinein die Zensur. Die Schau in Düsseldorf will den Blick aber von der Fragen der Moral in der Kunst ablenken und sich ganz auf den Künstler konzentrieren. «Unser Ziel ist es, Mapplethorpe zu befreien von allen Klischees», sagte Kurator Werner Lippert. «Mapplethorpe erzählt keine Geschichte, sondern macht eine bildhauerische Fotografie.»

So wurde das Titelbild der Ausstellung ­ der berühmte Rückenakt des Assistenten und Liebhabers Mapplethorpes, der zusammengekauert auf einem Eichenpodest sitzt, häufig als Kritik an der Ausbeutung der Schwarzen verstanden. Mapplethorpe aber ging es bei dem Foto nach eigenen Worten «nur um die Form». Auch das Bild der am Rand ausgefransten US-Flagge (1977) verzichtet auf jeglichen Hintergrund und somit gesellschaftspolitische Einordnung.

Perfektion, Form und Schönheit - das klassisch-griechische Idealbild vom männlichen Körper wird in den Fotos Mapplethorpes bis ins Heldenhafte überhöht. Statuengleich posieren seine zumeist schwarzen Modelle, auf der Haut spielen Licht und Schatten, nackte, muskulöse Körper werden zu Landschaften, Bewegungen harmonieren bis ins Detail.

Radikal sind die Penis-Fotos, die er häufig strotzenden Blumen wie der Calla gegenüberstellt, und das Selbstporträt mit einer Peitsche im Anus. Gesichter spielen bei den Akt-Aufnahmen keine Rolle, sie sind meist gar nicht zu sehen. Umstritten sind auch Mapplethorpes Kinderfotos, auf denen häufig Haare die Gesichter verdecken. «Die Zeiten, wo man sich aufregen muss, sind vorbei», meint aber Lippert.

Trotzdem steht auch am Eingang dieser Schau, deren Bilder alle der Mapplethorpe-Foundation in New York entliehen sind, der Hinweis, dass Jugendliche unter 16 Jahren Zutritt nur in Begleitung Erwachsener haben. Dennoch hat das NRW-Forum Führungen von Teenagern für Teenager im Programm, die auch über den Internetdienst Facebook organisiert werden können.

http://dpaq.de/EDzk6 (dpa)