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Schkopau aus der Luft Luftbild Schkopau: Chemieort mit Schloss

Von Robert Briest 01.10.2018, 05:00
Luftbild von Schkopau
Luftbild von Schkopau Andreas Stedtler

Schkopau - Der mittelalterliche Bergfried (oben) ist die größte Konstante in der Schkopauer Ortsgeschichte. Er steht am Ostrand der Ortschaft, seit Jahrhunderten eingebetet in das herrschaftliche Schlossareal. Schon im 9. Jahrhundert sollen an dieser Stelle erste Befestigungsanlagen gestanden haben, 1215 fand die Burg Scapowe dann urkundliche Erwähnung, als Kaiser Friedrich II sie dem Erzstift Magdeburg schenkte. Mittlerweile ist das Renaissanceensemble längst in weltlichen Besitz gewechselt. Seit 2001 empfängt dort das Schlosshotel seine Gäste.

Für die neue Luftbildaktion hat MZ-Fotograf Andreas Stedtler über 800 Fotos gemacht, die alle im MZ-Bildershop erworben werden können.  

Zusätzlich liegt in ausgewählten MZ-Service-Punkten ein Katalog mit allen Bildern aus.  Luftbild-Bestellungen werden dort ebenfalls angenommen.

Überregional bekannt ist Schkopau allerdings nicht für sein historisches Kleinod, sondern für seinen Chemiestandort Buna (rechts). Dessen Historie begann während eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Die Nazis wollten sich Mitte der 1930er Jahre unabhängig machen von dem aus Asien und Afrika zu importierenden Naturkautschuk, den sie etwa für die Reifenproduktion benötigten.

Chemiestandort: In den ersten Jahrzehnten wurde der Kautschuk hier in einem heißen Polymerisationsverfahren produziert

Zur Autarkie brauchte das Hitler-Regime synthetischen Kautschuk, hergestellt aus Kohle. Dafür stampften sie das Werk am Rande des bis dahin unbedeutenden Dorfes zwischen Halle und Merseburg aus dem Boden. Dass die Wahl auf diesen Standort fiel, war wohl Folge mehrerer Faktoren: die nahen Braunkohlevorräte, der bereits vorhandene Chemiestandort Leuna, nur wenige Kilometer entfernt, und die Verfügbarkeit von Wasser. Denn in den ersten Jahrzehnten wurde der Kautschuk hier in einem heißen Polymerisationsverfahren produziert, was einen hohen Kühlbedarf mit sich brachte.

Phasenweise arbeiteten in Buna fast 20 000 Arbeiter. Deren Bedarf nach Wohnraum wurde nicht nur mit Siedlungen in Schkopau, sondern auch durch Plattenbauanlagen in Halle gedeckt. Heute bietet der Standort nur noch einen Bruchteil der Arbeitsplätze. Die Produktion von Kunststoffen und Kautschuk ist jedoch geblieben. Das Areal auf dem nach der Wende viele veraltete Anlagen zurückgebaut wurden, wird vom Dow Olefinverbund betrieben.

Die Firma Trinseo kümmert sich um die Kautschukproduktion. Die läuft viel sauberer ab, als noch zu DDR-Zeiten. So kommt heute auch das Grün besser zum Tragen, das die Gemeinde entlang von Saale und Elster prägt. Längst ist der Chemieort politisch über die Grenzen des eigentlichen Schkopaus gewachsen. Mittlerweile zählt ein Dutzend Orte zu der dank der Gewerbesteuereinnahmen recht wohlhabenden Kommune mit unbezwungenen Bergfried.

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