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Lipobay Lipobay: Bayer erhält Rückendeckung

Von Stefan Sauer 17.08.2001, 18:17

Berlin/MZ. - Das Dickicht aus Darstellungen und Gegendarstellungen zum Fall Lipobay scheint undurchdringlich. Der Bayer-Konzern beteuert, alles für die Gesundheit der Patienten Erdenkliche getan und die Behörden rechtzeitig über Nebenwirkungsrisiken des Cholesterin senkenden Medikaments informiert zu haben. Das Bundesgesundheitsministerium wirft dem Unternehmen vor, Hinweise auf Gefahren fast zwei Monate zurückgehalten zu haben. Mittlerweile verdichten sich indes Hinweise darauf, die Darstellung der Leverkusener könnte der Wahrheit näher kommen als die des Gesundheitsministeriums. Dass die in Frage stehenden Informationen über Nebenwirkungen dem zuständigen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bereits am 28. April übermittelt wurden, könne Bayer mit Eingangstempeln belegen, sagte ein Unternehmenssprecher. Auch die Tatsache, dass Bayer von dem für seine kritische Haltung zur Pharmabranche bekannten Bremer Professor Peter Schönhöfer Rückendeckung erhält, spricht gegen schwerwiegende Versäumnisse des Unternehmens: Schönhöfer hatte Meldungen über Lipobay-Nebenwirkungen akribisch verfolgt und dem Konzern korrektes Vorgehen bescheinigt. Das BfArM selbst hatte dies bis zum Mittwoch ebenfalls getan, um dann urplötzlich am Donnerstag vom vorgesetzten Ministerium mit massiven Vorwürfen an die Adresse von Bayer geschnitten zu werden. Dies lässt zumindest den Verdacht nicht ganz abwegig erscheinen, hier solle ein Sündenbock gefunden werden, der von möglichen eigenen Versäumnissen ablenken könnte. Ein weiterer, freilich anders gearteter Umstand mag der Einordnung der Vorgänge dienen, ohne sie zu verharmlosen: 52 Todesfälle werden bislang mit der Einnahme von Lipobay in Zusammenhang gebracht - bei sechs Millionen Konsumenten seit 1997. Mit der Einnahme des Potenzmittels Viagra sind nur ein Jahr nach der Einführung bereits 552 Todesfälle verbunden, und an Rheumamitteln sterben in Deutschland jährlich mehr als 1 000 Menschen.