Lilys Geheimnis
Berlin/dpa. - Die Wunden des Fluchtversuchs verheilen nicht. Im Frühjahr 1989 wollte Lily mit ihrem Freund Konrad über die DDR-Grenze in den Westen fliehen. Doch nicht Konrad, sondern Grenzsoldaten tauchten am vereinbarten Treffpunkt auf. Die junge Frau kam ins Gefängnis.
20 Jahre später treffen sich die einst jung Verliebten, die nun vom Leben desillusioniert sind, wieder. Der Fernsehfilm «Lilys Geheimnis» (ZDF, 20.15 Uhr) erzählt von zwei Ostdeutschen, die sich nach Jahren des Schweigens mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert sehen. Anna Loos und Jan Josef Liefers - im wirklichen Leben verheiratet - spielen die Hauptrollen.
Während viele Filme über die DDR mit der Flucht oder dem Fluchtversuch enden, ist das für «Lilys Geheimnis» der Ausgangspunkt der Geschichte. In dem Film gehe es weniger um die historische Darstellung des Themas Flucht aus der DDR als um die psychologischen Spätfolgen bei Betroffenen, erklärt Hauptdarsteller Liefers im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Es geht um altes Gift, das nach vielen Jahren weiter wirkt.»
Tatsächlich spielen Stasi-Gegenspieler keine Rolle, von Misshandlungen und unbarmherzigen Verhörmethoden im Gefängnis erfährt der Zuschauer nur aus den Erinnerungen Lilys. Die Vergangenheit wird von den Filmfiguren erzählt - und mit diesem Sprechen stellen sie sich ihren Traumata. Eine konkrete, wahre Biografie erzähle das Werk zwar nicht, aber, wie Liefers betont: «Die Geschichte der Figuren im Film ist denkbar und möglich.» Der gebürtige Dresdner Liefers trat bei der Massendemonstration am 4. November 1989 in Ostberlin als Redner auf.
Regisseur Andreas Senn («Abschnitt 40») und Autorin Annette Simon («Hindernisse des Herzens») haben bislang vor allem für das Fernsehen gearbeitet. Leider ergeben sie sich in «Lilys Geheimnis» allzu sehr den TV-Konventionen: Eine vielversprechende, konfliktreiche Story wird simpel und massenkompatibel aufbereitet. Mit Kursrichtung verlaufen die Handlungsstränge: Ein Innensenator gibt seine politische Karriere auf und reicht die Scheidung ein, um mit seiner langjährigen Geliebten - einer Prostituierten - zusammenzuleben. Eine «Puffmutter», wie sie genannt wird, findet ihre wahre Liebe, korrupte Polizisten bekommen ihre gerechte Bestrafung. Im Hintergrund klingt stets eine sanft-eingängige Gitarrenmelodie.
Schon zum fünften Mal tritt Liefers, der aus dem Münster-«Tatort» bekannt ist, an der Seite seiner Ehefrau Anna Loos auf. Sie bekämen häufig Angebote zu zweit, berichtet der 45-Jährige. «Das meiste sagen wir aber ab. Letztlich muss es für die Geschichte passen - wir wollen nicht aus Marketinggründen zusammen auftreten, das fänden wir öde.» In «Lilys Geheimnis» ist die schauspielerische Leistung der beiden sehenswert. Die Drehbuchzeilen erinnern aber bisweilen doch arg an Nachmittags-Telenovelas. Sie dürfe nicht weggehen, er liebe sie, sagt ein Mann. «Das ist mir zu wenig», entgegnet die Frau. Aber für das Skript können die Schauspieler nichts.