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Leichtathletik Leichtathletik: Weltklasse bei der Golden League in Zürich

Von Hans-Hermann Mädler 17.08.2006, 17:31

Zürich/dpa. - Der größte Knüller der leichtathletischen Supershowwurde in einem amerikanischen Labor abgesagt. Erstmals in diesem Jahrsollten und wollten an diesem Freitagabend beim traditionellenMeeting «Weltklasse in Zürich» die 100-m-Weltrekordler Astafa Powellund Justin Gatlin gegeneinander rennen. Die Verträge waren hieb- undstichfest unterschrieben, doch Olympiasieger und Weltmeister Gatlinnaschte Testosteron. Dem Amerikaner droht eine lebenslange Sperre,aber auch ohne ihn ist der Jamaikaner immer für rasante Rennen undschnelle Zeiten gut. Zumal Powell beim Abschiedsfest vom altenLetzigrund-Stadion mit dem portugiesischen Doppel-EuropameisterFrancis Obikwelu einen brillanten Gegner hat, dessen Europa-Bestzeitauch nur 9/100 Sekunden über dem Weltrekord von 9,77 Sekunden liegt.

Auch ohne das «Duell der Duelle» wird schon die Starterliste demAnspruch der Eidgenossen «Weltklasse» bei diesem vierten von sechsGolden League-Meetings mehr als gerecht nach dem Motto «Europameistergegen den Rest der Welt». 15 Olympiasieger von Athen, 14 Weltmeistervon Helsinki 2005, 5 Weltrekordhalter und 18 frisch gekürte EM-Siegervon Göteborg hat Meeting-Direktor Hansjörg Wirz verpflichtet. In 18der 19 Disziplinen stehen die Jahresbesten am Start. Mit dabei auchein Dutzend Deutsche, darunter die Vize-Europameister Kirsten Bolm,Thomas Blaschek (beide Hürdensprint) und Tim Lobinger (Stabhoch).

Natürlich hoffen die Organisatoren, dass bei der 56. Ausgabe desSportfestes nach neun Jahren ­ die 2002 von Brahim Boulami gelaufeneBestzeit über 3000-m-Hindernis wurde nach einem positiven Dopingtestdes Marokkaners gestrichen ­ wieder ein Weltrekord erzielt wird. Eswäre der 24. in der von Martin Lauer 1959 (110- und 200-m-Hürden) undArmin Hary 1960 (100 m) eröffneten Reihe und zugleich ein würdigerAbschluss im alten Stadion, das nach dem Meeting abgerissen und inJahresfrist neu erbaut werden soll. Zum Abschied werden zahlreicheAthleten erwartet, die den Ruhm des Letzigrunds mitgeprägt haben:Neben Hary auch Heike Drechsler und Stars wie Wilson Kipketer undHicham El Guerrouj.

Einer hat sich den Weltrekordlauf fest vorgenommen: Saif SaeedShasheen will seine eigene Bestmarke von 7:53,63 Minuten über 3000-m-Hindernis unterbieten. Der Mann aus Katar, der als Stephen Cherono inKenia geboren wurde, hält sogar 7:48 Minuten für möglich, wenn die«Hasen» ihn auf 5:15 Minuten bis 2000 Meter ziehen. «Es ist meinTraum, den Rekord zu brechen», sagt der Weltmeister, der mit 7:56,32Minuten auch die Saisonbestzeit besitzt. Erstklassige Resultatewerden auch von Olympiasieger und Weltmeister Jeremy Wariner (USA),der sich über 400 Meter peu à peu dem Weltrekord seines ManagersMichael Johnson (43,18 Sekunden) nähert, und dem Äthiopier KenenisaBekele über 5000 Meter erwartet.

Doch in Zürich geht es nicht nur um Bestzeiten, sondern auch umviel Geld. Eine Million Dollar (830 000 Euro) liegen auch in diesemJahr im Jackpot der Golden League. Die Sieger von fünf Meetingsteilen sich 500 000 Dollar, wer bei allen sechs triumphiert, bekommtzusätzlich einen Teil der restlichen halben Million.

Nach den drei Meetings in Oslo, Paris und Rom ­ auf Zürich folgennoch Brüssel (28. August) und Berlin (3. September) - haben noch neunAthleten die Chance auf das ganz große Geld. Neben Powell und Warinerkönnen 400-m-Läuferin Sanya Richards (USA) und 5000-m-Ass TiruneshDibaba (Äthiopien) alle sechs Meetings gewinnen. Hoffnung auf fünfSiege hegen noch Bekele sowie Weitspringer Irving Sladino (Panama),Speerwerfer Andreas Thorkildsen (Norwegen), Hürdensprinterin SusannaKallur (Schweden) und Hochspringerin Blanka Vlasic (Kroatien). Weraus dem Millionen-Spiel ausgeschieden ist, muss sich mit seinemStartgeld bescheiden und hat dazu noch die Chance auf ein bisschen«Kleingeld»: Jeder Gewinner von Zürich erhält 16 000 Dollar.