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Leichtathletik Leichtathletik: Nytra und Bayer lösen WM-Ticket

Von Ralf Jarkowski und Ulrike John 05.07.2009, 15:39
Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften im Donaustadion in Ulm, Samstag: Der Weitspringer Sebastian Bayer und die Hürdenläuferin Carolin Nyta küssen sich. Beide hatten im Abstand von wenigen Minuten die WM-Norm erfüllt. (FOTO: DPA)
Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften im Donaustadion in Ulm, Samstag: Der Weitspringer Sebastian Bayer und die Hürdenläuferin Carolin Nyta küssen sich. Beide hatten im Abstand von wenigen Minuten die WM-Norm erfüllt. (FOTO: DPA) dpa

Ulm/dpa. - Weitsprung-Hoffnung Bayer krönte die große Leistungsschau bei den nationalenTitelkämpfen vor insgesamt 30 000 Zuschauern in Ulm mit seinemSuper-Satz auf 8,49 Meter: Nur um eine Handy-Breite segelte derBremer damit am 29 Jahre alten deutschen Rekord des Chemnitzers LutzDombrowski (8,54 m) vorbei. Mit dem Sprung des Wochenendeskatapultierte sich der 23 Jahre alte Hallen-Europarekordler aufPosition 3 der Weltrangliste.

Zwei Minuten zuvor hatte auch Bayers Freundin und ClubkolleginCarolin Nytra das WM-Ticket gebucht. In starken 12,78 Sekunden bliebdie 24-Jährige bei ihrem Meister-Hattrick über 100 Meter Hürdengleich um 18/100 unter der geforderten WM-Richtzeit. «Wir wolltenimmer zusammen nach Berlin fahren», sagte Bayer, für den die 8,49Meter nach harten Wochen im Leistungs-Tief wie ein «Befreiungsschlag»wirkten. Einen schmerzhaften Rückschlag musste dagegenStabhochsprung-Altmeister Tim Lobinger hinnehmen, der mit 5,70 Meternnur Vierter wurde und seine achte WM-Teilnahme wohl abschreiben kann.

Auf den sonnigen Samstag folgte am Sonntag in vielen Disziplinenein Zwischen-Tief - auch für Christina Obergföll: Die weltbesteSpeerwerferin dieses Jahres kam über ganz schwache 62,09 Meter nichthinaus und «schenkte» ihrer Dauerrivalin Steffi Nerius (62,47) zumletzten Meisterschafts-Start den sechsten Titel. Um ein Haar hätteSilke Spiegelburg den sieben Jahre alten Stabhochsprung-Rekord vonAnnika Becker gelöscht: Nach dem Siegsprung von 4,65 Meternscheiterte die Leverkusenerin nur knapp an der Rekordhöhe (4,78).

Diskus-Vizeweltmeister Robert Harting wollte bei «Deutschen»niemals Zweiter werden - und der Berliner ließ großen Sprüchen amSonntag auch Taten und einen Hattrick folgen: Mit 67,69 Meternsicherte sich der 24-Jährige nach 2007 und 2008 seinen dritten Titelin Serie. Dies schaffte auch Hochsprung-Medaillenhoffnung ArianeFriedrich (Frankfurt) mit 2,01 Meter - fünf Zentimeter fehlten anihrem drei Wochen alten deutschen Rekord. Noch übertrumpft wurde dasDuo von Kugelstoß-Europameister Ralf Bartels: Der Neubrandenburgerwurde mit 20,62 Metern schon zum siebten Mal Meister.

Während das Hauen und Stechen bei den «Stabis» wegen der«unübersichtlichen Situation» (Chef-Bundestrainer Herbert Czingon)nach den Meisterschaften weitergehen dürfte, überzeugten die Sprintermit Top-Zeiten - zumindest für deutsche Verhältnisse: Sowohl TobiasUnger (10,18 Sekunden) als auch Verena Sailer verteidigten ihre Titelüber 100 Meter und «knackten» die Norm. Die Mannheimerin war beimvierten DM-Sieg in Serie in 11,18 Sekunden so schnell wie keineeuropäische Sprinterin im WM-Jahr.

«Leichtathletik macht Spaß. Wir haben gestern die beste Werbungfür die Weltmeisterschaften erlebt», sagte Frank Hensel,Generalsekretär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), amSonntag. DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow rechnet bei der WM vom 15.bis 23. August mit einer Teamstärke «zwischen 80 und 90 Athleten».

Wenn der DLV die Mannschaft am kommenden Dienstag in Berlinnominiert, werden neue Gesichter und alte Asse dabei sein: Diedreifache Diskuswurf-Weltmeisterin Franka Dietzsch nimmt trotz Platzzwei mit schwachen 59,09 Metern Kurs auf ihre zehnte WM. «Jetzt mussich mich sputen, Gas geben und trainieren», sagte die 41-Jährige unddüste noch am Wettkampftag nach Neubrandenburg zurück. Die 18 Jahrejüngere Nadine Müller aus Halle/Saale feierte mit 59,98 Metern ihreerste Meisterschaft.

Bei den Stabhochspringer geht der Krimi bis zur Nominierungweiter. «Es ist wirklich schwer, jetzt schon eine Entscheidung zutreffen. Wir lassen das vielleicht sogar bis zum Nominierungsschlussam 2. August offen», sagte Czingon. Seinen ersten Meistertitel holtesich mit 5,70 Metern Alexander Straub (LG Filstal), der LeverkusenerTobias Scherbarth gab sich erst im vierten Durchgang des Stechensgeschlagen. Höhengleicher Dritter wurde Björn Otto (Uerdingen/Dormagen) vor Lobinger.

Carolin Nytra aus Bremen jubelt mit einer Deutschland-Fahneüber ihren Sieg über 100 Meter Hürden in 12,78 Sekunden. (FOTO: DPA)
Carolin Nytra aus Bremen jubelt mit einer Deutschland-Fahneüber ihren Sieg über 100 Meter Hürden in 12,78 Sekunden. (FOTO: DPA)
dpa