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Leichtathletik Leichtathletik: Müller mit «falschem» Bein

Von Rüdiger Fritz 23.05.2007, 17:28

Halle/MZ. - Mit links macht Norman Müller nichts im Leben. Sonst hätte es der 21-jährige Zehnkämpfer nicht schon zu einer Bronzemedaille bei einer Junioren-Weltmeisterschaft und zum deutschen Hallen-Meistertitel gebracht. Im Zehnkampf aber ist links für den Athleten von den Halleschen Leichtathletik-Freunden von großer Bedeutung, denn das linke ist sein Absprungbein im Hoch- und dem Weitsprung. Momentan ist Norman Müller jedoch zum unfreiwilligen Improvisieren gezwungen.

Für seinen ersten Wettkampf nach einjähriger Verletzungspause am kommenden Sonnabend und Sonntag in Götzis (Österreich) hat er mit seinem Trainer Wolfgang Kühne entschieden, kein unnötiges Risiko einzugehen und im Hochsprung mit dem rechten Bein abzuspringen. Nach der wegen eines Kreuzbandanrisses im linken Knie erforderlichen Operation vor einem knappen Jahr verspürt Norman Müller manchmal noch Schmerzen. Im Hochsprung-Training hat er nach der Umstellung 1,85 Meter erreicht. Zu seiner Bestleistung mit "links" fehlen 18 Zentimeter, was im Zehnkampf gleich 200 Punkte weniger bedeutet. "Das ist gegenwärtig zweitrangig. Norman muss erst wieder Sicherheit im Wettkampf gewinnen", sagt Wolfgang Kühne, der den hoch veranlagten Sportler seit acht Jahren trainiert.

"Das Handicup ist nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass ich wieder dabei sein kann", meint Norman Müller. "Ich freue mich riesig auf Götzis, denn dort habe ich vor einem Jahr mit 8 093 Punkten eine persönliche Bestleistung aufgestellt." Vier Wochen später konnte sich der Hallenser in Ratingen auf 8 129 Zähler steigern, doch da signalisierten ihm die Knieprobleme das frühzeitige Saison-Aus.

Die Zeichen stehen gut, dass Norman Müller in Götzis ein Resultat von 7 800 Punkten erreichen kann, womit er sich für einen Start bei der Europameisterschaft der unter 23-Jährigen im Juli in Debrecen empfehlen würde. Mit seinem Freund und Zehnkampf-Hallenweltmeister Andre Niklaus ist er vor zehn Tagen in Berlin bei einem Jedermann-Zehnkampf zu einem Achtkampf angetreten und hat sich im Stabhochsprung mit 4,80 Metern, dem Speerwerfern mit 59,88 Metern sowie einem 7,03-Meter-Weitsprung achtbar geschlagen.

Norman Müller, derzeit in der Ausbildung zum Bundespolizisten, wird wegen der zunehmenden Konkurrenz in Deutschland nicht unruhig. "Der deutsche Zehnkampf ist endlich aus dem Tal heraus. Dass wir in Götzis mit sieben Athleten gegen die Besten wie Weltmeister Bryan Clay aus den USA und den tschechischen Weltrekordler Roman Sebrle antreten, zeigt unsere Fortschritte", meint er.

In drei Wochen will Norman Müller beim Zehnkampf-Meeting im rheinischen Ratingen die 8 000 Punkte attackieren. Dann im Hochsprung hoffentlich wieder mit dem linken, seinem "richtigen" Absprungbein.