1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Leichtathletik: Leichtathletik: Ingo Schultz kämpft um Karriere

Leichtathletik Leichtathletik: Ingo Schultz kämpft um Karriere

Von Ulrike John 22.06.2007, 14:36

München/dpa. - Für Ingo Schultz ist es eine Reise in dieVergangenheit, dabei kämpft der 400-Meter-Läufer wie nie zuvor umseine sportliche Zukunft. «Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich nachdieser Saison aufhöre», sagt der 31 Jahre alte Vize-Weltmeister von2001 vor seinem Staffelauftritt am Sonntag beim Leichtathletik-Europacup in München. Im Olympiastadion hatte Schultz 2002 seinengrößten Triumph gefeiert, als er bei der Europameisterschaft daseinzige Einzel-Gold für Deutschland gewann. Das Band seinesSturmlaufs schob er in den vergangenen Jahren öfter mal insVideogerät - als Motivationshilfe, wenn es wieder einen Rückschlaggegeben hatte.

«Das ist eine wunderschöne Erinnerung. Das Publikum war damalseinfach gigantisch», sagt der Viertelmeiler. Schultz war damals derSportstar für einige Sommertage und sogar für den Boulevard einThema: Nur fünf Stunden nach seinem Sieg gab er seiner damaligenFreundin Antje Buschschulte den Laufpass. Die mehrfache Schwimm-Europameisterin, die ihn zuvor vor Fernsehkameras noch geküsst hatte,war «wie vom Blitz getroffen».

Heute verläuft sein Leben in ruhigeren Bahnen: Schultz hat seineHeidi geheiratet und lebt inzwischen in Bergisch Gladbach. 2003 warer an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt - seitdem konnte der fürLeverkusen startende Emsländer nie mehr an seine Bestleistung von44,66 Sekunden anknüpfen. Oft bremsten ihn auch Verletzungen aus.Doch der 2,01-Meter-Mann lässt sich nicht kleinkriegen. «Ich könntenicht sagen, dass ich daran kaputt gehe. Man weiß ja, dass man es malkonnte, es ist ja nicht weg», erklärt er.

Doch im neunten Jahr seiner Laufbahn gabelt sich plötzlich dieBahn vor ihm, die ihm bisher den Weg klar vorgab: Am 30. Septemberwird der Hauptmann planmäßig aus der Bundeswehr entlassen. Nun mussSchultz entscheiden, wie es beruflich weitergeht - und ob dieLeichtathletik dabei noch einen Platz hat. Derzeit führt der Diplom-Ingenieur Bewerbungsgespräche für eine Teilzeitstelle. «Das ist nichtso leicht als Berufseinsteiger.» Die Rahmenbedingungen müssenstimmen, damit er sein tägliches Training von vier Stundenunterkriegt. Er würde schon gerne weitermachen, «aber nicht um jedenPreis».

Olympia 2008 und die WM 2009 in Berlin locken, aber Schultz willseine Karriere nicht nur austrudeln lassen. «Nach wie vor habe ichmeine Ansprüche.» Konkret? «Es geht um den Einzelstart für dieWeltmeisterschaft in Osaka», sagt er. Doch bisher ist der Ex-Europameister nur viertbester deutscher 400-Meter-Spezialist. Und mit46,13 Sekunden läuft er der WM-Norm (45,55) noch hinterher.