Leichtathletik Leichtathletik: Dieter Kollark in Doping-Geschichte verstrickt?
Hamburg/dpa. - Nach einem Bericht von NDR 1 Radio MVund NDR-«Nordmagazin» soll der 63-jährige Kollark in den 80er Jahren«offenbar auch in das DDR-Dopingsystem verstrickt» gewesen sein.Entsprechende Hinweise sind nach Angaben des NDR in der Stasi-Aktedes früheren Neubrandenburger Sportarztes Klaus Böhm gefunden worden.
«Wir haben die Unterlagen vom NDR erbeten und bereits erhalten undwerden sie unverzüglich an unsere unabhängigen Kommissionenweiterleiten», sagte Vesper. Eine Seite mit dem Bericht aus derStasi-Akte des früheren Neubrandenburger Sportarztes Klaus Böhm wurdedem DOSB vom NDR zur Verfügung gestellt. Eine Direktauskunft bei derBirthler-Behörde konnte der DOSB nicht einholen, weil der Medizinerlaut Unterlagen-Gesetz als «Drittperson» gilt.
Laut Böhm-Bericht vom 3. Dezember 1980 soll Kollark Dopingmittel«entsprechend der Festlegung an die Athleten ausgegeben» haben.Kollark wollte sich auf dpa-Anfrage nicht direkt dazu äußern, sagteaber: «Das sind alte Kamellen. Ich bin der einzige nicht-belasteteOst-Trainer, deshalb versucht man, an meinem Stuhl zu sägen.»
Kollark trainiert unter anderen Diskus-Weltmeisterin FrankaDietzsch; auch Kugelstoßerin Petra Lammert gilt als Olympia-Hoffnungfür Peking. Als einer der erfolgreichsten deutschen Leichtathletik-Trainer ist er auch für die Olympia-Mannschaft vorgesehen. Über dieNominierungen für Peking entscheidet letztendlich aber der DOSB, derim Fall Kollark zunächst die Bewertung durch die unabhängige Anti-Doping-Kommission abwarten will.
Kollark, der mit seinem SCN-Team bis Ende der Woche noch zumTrainingslager in Albufeira/Portugal weilt, wurde von dem NDR-Berichtüberrascht: «Da bin ich erstaunt, da kann ich nur mit dem Kopfschütteln. Das liegt 30 Jahre zurück.» Er wolle gar nicht sagen, dasser «mit dem Dopingsystem in der DDR nichts zu tun gehabt habe». Aber:«Alle meine Sportler sind von der Staatsanwaltschaft verhört worden,und keiner hat gesagt, dass sie Dopingmittel von mir bekommen haben.»Nach Überzeugung von Kollark hat es «wohl keinen Leichtathletik-Spitzentrainer in Ost und West gegeben, der vor der Wende nicht mitDopingmitteln in Berührung gekommen» ist.
Bei seien Recherchen ist NDR 1 Radio MV auf den 28 Jahre altenVermerk in der Stasi-Akte von Böhm gestoßen, der damalsLeichtathletik-Sportarzt beim SC Neubrandenburg war. «Die Präparate,in der Regel handelte es sich um das Anabolikum Oral-Turinabol,wurden vom entsprechenden Sportarzt an die Trainer ausgegeben, diesereichten die Mittel dann weiter an die Sportler», berichtete derHörfunksender.
«Wir werden die Vorwürfe mit allem Nachdruck prüfen», sagte DLV-Chef und Jurist Prokop der dpa. Erst dann könne man den Sachverhaltbewerten «und erst danach entsprechende Entscheidungen treffen». DieVorwürfe gegen Kollark werden indes keine juristischen Folgen haben,da die Fälle verjährt sind.