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Kunsthalle Bielefeld zeigt Werke von Fang Lijun

04.09.2009, 13:14

Bielefeld/dpa. - Glatzköpfige Männer, die ihren Mund zum Schrei aufgerissen haben, sind sein Markenzeichen: Die Figuren in den Gemälden von Fang Lijun wurden zum programmatischen Bild der chinesischen Kunst des Aufbruchs der 1990er Jahre.

Unter dem Titel «Fang Lijun. Sea and Sky» zeigt die Kunsthalle Bielefeld bis zum 1. November rund 100 Werke des 1963 geborenen Künstlers. Er gilt als bedeutendster Vertreter des Zynischen Realismus, einer in China geprägten Kunstrichtung. «Mit seiner Kunst stellt Fang Lijun den Protest, die Zweifel und die Langeweile der jungen Chinesen zur Schau», sagte Kunsthallen-Direktor Thomas Kellein.

Eine große Schar von Kindern in bonbonbunter Kleidung schwebt mit Insektenflügeln auf den Betrachter zu. Doch die grelle Fröhlichkeit der Farben und die flirrende Leichtigkeit des Fliegens täuschen. Nicht Freude, sondern Angst steht in den Gesichtern geschrieben: Der Flug ist zugleich Flucht vor dem Qualm rauchender Schlote und einer nahenden Lokomotive, den Symbolen des technischen Fortschritts. Das Ölgemälde «2004, Herbst» steht für die jüngsten Werke Fang Lijuns. «Lijuns Malerei scheint auf den ersten Blick fröhlich, offenbart dann aber ihre Düsterheit und Bedrohlichkeit. Sie sagt uns: Der schöne Schein ist nicht alles, was die Welt bestimmt», betonte Kellein.

Die Ausstellung des in Peking lebenden Künstlers deckt mehr als drei Jahrzehnte seines Schaffens ab: von den Bleistiftzeichnungen des Schülers bis zum noch nicht vollendeten Ölgemälde aus diesem Jahr. Isolierte Menschen in geschlossenen Landschaften zeigen Fang Lijuns frühe Arbeiten aus der Mitte der 1980er Jahre. Später öffnet er den Raum und lässt seine glatzköpfigen Figuren im Wasser oder im Himmel schweben. Die als Alter Ego des ebenfalls kahlgeschorenen Künstlers erscheinenden Köpfe wirken aggressiv, aber auch gelangweilt. «Wie kein anderer hat Fang Lijun die politischen Folgen der Kulturrevolution mit einer künstlerischen Form von Gleichmut und Distanz quittiert», erläutert Kellein.

www.kunsthalle-bielefeld.de