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Kuba Kuba: Ein Ausflug in die Ur-Heimat der Zigarre

Von Georg Alexander 27.09.2005, 12:06
In Havanna allgegenwärtig - Zigarren sind typisch für Kuba. Eine Cohiba kostet in Deutschland mehr, als ein Fabrikarbeiter im Monat verdient, der sie produziert. (Foto: dpa)
In Havanna allgegenwärtig - Zigarren sind typisch für Kuba. Eine Cohiba kostet in Deutschland mehr, als ein Fabrikarbeiter im Monat verdient, der sie produziert. (Foto: dpa) Georg Alexander

Havanna/dpa. - Der Kubanerarbeitet in der traditionsreichen Partagas-Zigarrenfabrik am Randeder Altstadt Havannas gleich hinter dem Capitolio und gönnt sichtagsüber die eine oder andere Montechristo.

Die «Fábrica de Tabacos Partagas» wurde bereits im Jahr 1845 alsZigarrenmanufaktur erbaut. Eine Besichtigung lohnt auf jeden Fall,auch für Nichtraucher. Während die Besucher durch die Stockwerkegeführt werden, erleben sie, wie aus braunen Tabakblättern Schrittfür Schritt edle Zigarren entstehen - alles in Handarbeit.

Richtige Aficionados, also Zigarrengenießer, zieht es dann eineEcke weiter in die Calle Agramonte zur ehemaligen Manufaktur vonH.Upmann («Palacio del Tabaco Fábrica La Corona»). Dort fertigen dieZigarrendreher neben anderen Sorten auch zwei Formate der legendärenund sündhaft teuren Cohiba, der Marke Che Guevaras und GerhardSchröders.

Gleich im ersten Stock bei H.Upmann wird es spannend: Dort sitzteine Gruppe gut gelaunter Arbeiterinnen, stapelweise Tabakblätter aufdem Schoß. Ein paar Meter weiter gelangen die Besucher in dasKernstück der Manufaktur, einen großer Saal, in dem die Torcedores,die Zigarrendreher, an Holzbänken die Havannas fabrizieren.

Eine Zigarrendreherin greift zu vorbereiteten Tabakblättern, ausdenen sie die Einlage rollt. Dann nimmt sie das spezielle Umblatt unddreht alles zur so genannten Puppe zusammen. Schließlich packt siedie halbfertige Zigarre in eine Holzform, in der sie 45 Minuten langgepresst wird. Später wird dann das Deckblatt um die Puppe gewickelt.

«Hier entsteht gerade eine Cohiba-Espléndido», erklärt der Führer.«90 dieser Spitzenzigarren stellt die Torcedora am Tag her». Daslohnt sich für die staatliche Zigarrenindustrie: 24 Tage im Monat mal90 Zigarren macht eine Monatsproduktion von 2160 Stück. Dafür erhältdie Arbeiterin einen Monatslohn von etwa 12 Euro, für kubanischeVerhältnisse ein Spitzengehalt. Im Verkaufsraum der Fabrik kosteteine Kiste mit 25 Cohibas-Espléndidos dann rund 400 Peso Convertible(400 US-Dollar). Der Preis geht sogar, wenn man bedenkt, dass inDeutschland eine einzige dieser Zigarren für 25,60 Euro zu haben ist.

Nun zählen Cohibas zu den teuersten Zigarren, andere berühmteHavannas - etwa Montechristo oder Partagas - sind deutlich günstiger.Zigarrenraucher können ein Schnäppchen machen: Eine Montechristo Nr.4 beispielsweise, die in Deutschland sieben Euro kostet, gibt es inder Fabrik etwa für den halben Preis.

Es geht sogar noch billiger. Denn in Havanna blüht ein ungeheurerSchwarzmarkt mit Zigarren. Schon beim ersten Spaziergang durch dashistorische Zentrum werden Touristen angesprochen: «Cohiba,Montechristo, Romeo y Julieta - alles billig, kommen Sie, Senor!».Wer dann mitgeht, erhält zwar nur gefälschte Havannas, aber dafüreinen Einblick in das unverfälschte Havanna: morbide Hinterhöfe, engeWohnungen, Rumba- und Salsaklänge und freundliche Menschen, dieversuchen, ihren durch Mangel geprägten Alltag zu organisieren. Eineechte Cohiba darf man aber nicht erwarten. Fast alle dieseSchwarzmarkt-Zigarren, die ständig angeboten werden, sind gefälscht.

Es sind allerdings geschickte Fälschungen: Kiste, Banderolen,Qualitätssiegel - alles stimmt. Auch sehen die Zigarren genau so auswie die teuren Markenfabrikate. Doch beim Rauchen wird aus derangeblichen Cohiba plötzlich ein kräftig schmeckender Stumpen - einehandgedrehte Zigarre zwar und aus kubanischen Tabaken, doch dieDreher in den Hinterstuben verarbeiten die Tabake, die gerade auf demSchwarzmarkt zu haben sind - mal gute, mal weniger gute. Expertenschätzen, dass in Kuba etwa 30 Prozent des Tabaks zwischen dem Anbauund dem Ende der Fabrikation verschwinden.

Kuba ist Tabakland und Ur-Heimat der Zigarre. Und Havanna ist dieWelt-Metropole dafür. Die Zeiten, als man so gut wie überall undjederzeit rauchen durfte, sind allerdings vorbei. Inzwischen ist dasRauchen in klimatisierten und geschlossenen öffentlichenEinrichtungen wie Theatern, Kinos oder Bussen verboten. InRestaurants müssen jetzt Nichtraucher-Bereiche eingerichtet werden.

In Havanna stehen die berühmten Zigarrenfabriken - doch der Tabakkommt aus der Provinz Pinar del Rio, 160 Kilometer westlich derHauptstadt. In dieser Gegend wächst nach Ansicht von Kennern derbeste Tabak der Welt. Es ist eine Landschaft mit bizarren Kalkfelsenund roter Erde in vielen Farbabstufungen. Auch wer sich nicht fürZigarren interessiert, sollte diese Region mit dem Tal von Vinalesund dem Vuelta Abajo besuchen. Von den Touristenhotels in Havanna undVaradero aus gibt es organisierte Ausflüge nach Pinar del Rio.

Noch schöner ist es, mit dem Mietwagen zu fahren und unterwegs zuübernachten. Am Tag darauf kann man den Tabakbauern einen Besuchabstatten. Natürlich wird der Campesino dem Gast auch eine Zigarreoder einen Zigarillo anbieten. Wenn der Besucher ihm dann noch einigeabkauft, umso besser.

Informationen: Kubanisches Fremdenverkehrsamt, Kaiserstraße 8,60311 Frankfurt (Tel.: 069/28 83 22, Internet: www.cubainfo.de). Mehrere Zigarrenfabriken in Havanna können wochentags am Vormittagbesichtigt werden, zum Beispiel die Partagas-Fabrik (Calle Industria,direkt hinter dem Capitolio) und die Upmann-Fabrik (Fábrica deTabacos La Corona, Calle Agramonte 106) nahe des Revolutionsmuseums.