Kreuzfahrtschiff Kreuzfahrtschiff: Mit dem Hotel die Elbe auf und ab
Wittenberg/MZ. - "So schnell ist unsere Clara zehn Jahre alt geworden." Ein bisschen Wehmut darüber schwingt in der Stimme von Miroslav Sak mit. Es wird verständlich, wenn man erfährt, dass der 64-Jährige jetzt seine letzte Saison als Kapitän auf dem Kreuzfahrtschiff "Clara Schumann" fährt. Im Mai 1991 wurde das auf einer holländischen Werft gebaute und unter der Flagge der "Viking River Cruises" schwimmende Hotel in Dienst gestellt.
Im Gegensatz zum Schwesterschiff "Theodor Fontane" und anderen Kreuzfahrtschiffen, die regelmäßig auf dem Strom eingesetzt sind, ist die "Clara Schumann" seither die Elbe nicht verlassen. Der spezielle Pump-Jet-Antrieb und der geringe Tiefgang von 95 Zentimetern ermöglicht es dem Schiff, auch bei Niedrigwasser zu fahren. Von Anfang an arbeitet auf der Clara Schumann die gleiche sechsköpfige nautische Besatzung. Hinzu kommen 21 Leute Servicepersonal vom Hotelmanager bis zur Putzfrau - eine internationale Truppe.
Bordsprache für das Personal ist deutsch, und doch herrscht Sprachengewirr auf dem Schiff. Denn international ist auch das Publikum. Die 85 Passagiere, die am Montag in Magdeburg eingecheckt haben und mit Zwischenstopps in den schönsten Elbstädten bis zum Wochenende ins böhmische Usti gebracht werden, kommen nach Auskünften vom Hotelchef André Harscher aus Deutschland, Belgien, Italien, England, den USA, der Schweiz und Norwegen. Zehn Jahre immer die Elbe stromab und stromauf - da muss man doch jeden Strauch am Ufer kennen. "Zehn Jahre?" Kapitän Sak schmunzelt.
Der gebürtige Prager, "eigentlich mit Moldau-Wasser getauft", fährt seit 1953 auf dem Fluss, davon 37 Jahre lang als Kapitän. Vor der "Clara Schumann" hatte er schon vom Frachtschiff abgeheuert, arbeitete im Büro einer Reederei, als man ihm seinerzeit anbot, das Kreuzfahrtschiff zu übernehmen. "Ich wusste gar nicht, ob ich das überhaupt fahren kann", erzählt er. Eine Umstellung sei es schon gewesen. Natürlich kennt er die Elbe wie seine Westentasche. Aber eins fürchtet er heute noch: Nebel. "Da muss man sich sehr konzentrieren, erst recht bei knappem Wasser." Steht der Pegel höher, wird die alte Wittenberger Elbbrücke zum Nadelöhr.
Acht Meter hoch ist das Schiff bis zur Mastspitze. Durch absenkbare Aufbauten kann der Fixpunkt auf 5,50 Meter gebracht werden. Ab einem Wasserstand von 4,40 Metern kann das Schiff die Brücke nicht mehr passieren. Dann ist zwangspause am Wittenberger Anleger, fahren die "Landgänger" die nächsten Ausflugsorte mit dem Bus an, um nicht all zu sehr mit dem Fahrplan in Verzug zu kommen. Die Strecke Meißen-Dresden-Bad Schandau mag Sak am liebsten. "Und den letzten Tag von Decin nach Usti - da weiß ich, ich gehe am Mittag nach Hause." Der Aufenthalt währt nur Stunden.
Zum Empfangsabend für die neuen Passagiere muss der Kapitän an Bord sein und am nächsten Morgen werden wieder die Anker gelichtet. Sechs Tage dauert die Kreuzfahrt auf der einfachen Strecke, das heißt, aller zwei Wochen kommt Sak nach Hause. Die Saison geht von April bis Oktober, mitunter schließen sich noch Charterfahrten an. Ob er nächstes Jahr aufhören muss oder will, die Frage hat Miroslav Sak nicht eindeutig beantwortet: "Ich könnte wohl noch länger fahren", sagt er lachend.