Korruptionsskandal um Allianz-Arena Korruptionsskandal um Allianz-Arena: Ermittlungen konzentrieren sich auf Wildmoser junior

München/dpa. - Nach den Schmiergeldvorwürfen in Millionenhöhe gegenVereinspräsident Wildmoser, seinen Sohn und zwei weitere Verdächtigenahm Wildmoser junior seinen Vater mit dem Eingeständnis in Schutz,Geld genommen zu haben. «Er hat erklärt, dass er Gelder bekommen hatund dass sein Vater davon nichts wusste», sagte Anwalt UlrichZiegert. Er habe mit dem Geld Verluste einer Immobilienfirma derWildmosers in Dresden ausgleichen wollen. Wildmoser junior war amMittwoch ebenfalls in Untersuchungshaft genommen worden.
Unterdessen kündigte der FC Bayern München an, nach seinerRückkehr aus Madrid am (heutigen) Donnerstag aktiv ins Gescheheneingreifen und in die Offensive gehen zu wollen. DerVorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sagte nach dem Ausscheidendes deutschen Meisters aus der Champions League, dass es schon «inden nächsten Tagen» eine Gesellschafter-Versammlung geben werde. DerFC Bayern werde «alle Ressourcen und sein Knowhow einsetzen», um dasVertrauen der Partner und Menschen zurückzugewinnen, für die man dasStadion baue, kündigte Rummenigge an.
Der Präsident des deutschen WM-Organisationskomitees (OK), FranzBeckenbauer, sieht in dem Korruptionsskandal einen erheblichenImageschaden für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. «Es wirdetwas hängen bleiben», sagte Beckenbauer am Mittwochabend in Madridbei einem Pressegespräch des Pay-TV-Senders «Premiere».
Das Vorstandsmitglied der FC Bayern München AG, Karl Hopfner,würde dem TSV 1860 im Falle von Beweisen gegen Vater und SohnWildmoser zu rechtlichen Schritten raten. Er könne sich nichtvorstellen, dass dieser Vorfall mit dem Verein 1860 etwas zu tunhabe, sagte Hopfner der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstag).
Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), gleichzeitigMitglied im Aufsichtsrat beim TSV 1860 München, hat von Vater undSohn Wildmoser Konsequenzen gefordert. «Ich glaube, dass der Skandalein solches Ausmaß hat, dass sie nicht weitermachen können, als wärenichts geschehen», sagte Ude in einem Interview der n-tv-Sendung«Maischberger».
Politiker aller Parteien forderten unterdessen ein bundesweitesKorruptionsregister. Der bayerische Innenminister Günther Beckstein(CSU) und der Sicherheitsexperte der Grünen, Christian Ströbele,bekräftigten entsprechende Forderungen im «Handelsblatt»(Donnerstag).
Das Vermögen der Wildmosers ist nach einem Pfändungsbeschlussgesperrt. Einer der vier Festgenommenen kam inzwischen nach einemumfassenden Geständnis wieder frei. Er soll an dem Geldflussbeteiligt gewesen sein und 60 000 Euro kassiert haben.
Der «Löwen»-Chef und sein Sohn sollen bei der Vergabe des Auftragsfür die «Allianz Arena» an die Alpine Bau Deutschland GmbHSchmiergelder in Höhe von 2,8 Millionen Euro kassiert haben. NachAngaben der Fahnder besteht der Verdacht der Untreue, Bestechlichkeitund Steuerhinterziehung.
Inzwischen wird bereits über die Nachfolge des 64-jährigenWildmoser bei den «Löwen» spekuliert. Ude brachte den früherenbayerischen Wissenschaftsminister Hans Zehetmair ins Gespräch. DerCSU-Politiker ist Mitglied des Verwaltungsrats bei den «Löwen». DerAufsichtsrat des TSV soll am kommenden Montag beraten.