Konsequenz nach Wettskandal Konsequenz nach Wettskandal: Elf Erstliga-Spiele in Brasilien annulliert
Rio de Janeiro/dpa. - Elf Begegnungen der laufenden Landesmeisterschaft sind in Brasilien wegen des vor einer Woche aufgedeckten Wett- und Schiedsrichter-Skandals annulliert und neu angesetzt worden.
Diese Entscheidung gab in Rio de Janeiro der Präsident des Obersten Sportgerichts des Landes (STJD), Luis Zveiter, bekannt. Nach seinen Angaben handelt es sich um alle Begegnungen, die FIFA-Schiedsrichter Edilson Pereira de Carvalho geleitet hat. In Brasilien sind bereits 28 von insgesamt 42 Spieltagen absolviert worden. Durch die Entscheidung löste Corinthians an der Tabellenspitze Internacional ab.
Carvalho hat eingeräumt, nicht nur Spiele der Landesmeisterschaft, sondern auch eine Begegnung des bereits abgeschlossenen südamerikanischen Meisterpokals «Copa Libertadores» gegen Bezahlung manipuliert zu haben. Seine Aussage, er sei nicht bei allen Manipulationsversuchen erfolgreich gewesen, wurde vom Sportgericht nicht berücksichtigt. «Er hat sich mehrfach in Widersprüche verstrickt. Wir schließen nicht aus, dass er ein doppeltes Spiel gespielt und einige Spiele an Personen mit gegensätzlichen Wetten verkauft hat. Der Mann ist nicht glaubwürdig», erklärte Zveiter.
Im größten Skandal der brasilianischen Fußball-Geschichte wurden in der vergangenen Woche neben Carvalho ein weiterer Schiedsrichter, der nur Spiele der Provinzmeisterschaft Sao Paulos manipuliert haben soll, sowie zwei Unternehmer festgenommen. Sie alle wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt, sollen aber unter anderem wegen Betrugs und Bandenbildung angeklagt werden.
Unternehmer und andere Personen sollen bei den Schiedsrichtern Ergebnisse «bestellt» haben, um bei Internet-Fußballwetten zu gewinnen. Die Wettmafia habe so Gewinne von insgesamt mehr als einer Million Real (375 000 Euro) erzielt, ließ die Staatsanwaltschaft wissen. Die Schiedsrichter hätten pro Spiel ein «Entgelt» von umgerechnet zwischen 4000 bis 6000 Euro erhalten.
Der 43-jährige Carvalho, Besitzer einer Mietwagen- und einer Spielzeugfirma, genoss in Brasilien jahrelang einen guten Ruf. Seit 1999 war er FIFA-Schiedsrichter. Der Fußball-Weltverband hat ihn inzwischen für alle Spiele gesperrt. Er galt als sehr religiös. Vor den Spielen streckte er stets in der Spielfeldmitte seine Arme mit der roten und der gelben Karte in den Händen aus und betete.
Den bislang größten Skandal um manipulierte Spiele gab es in Brasilien 1982. Damals wurde aber mangels Beweisen niemand verurteilt.