Kinder aus Rogatschow Kinder aus Rogatschow: Discoklänge am Vormittag
Dessau/MZ. - Das "Scream" ist ein beliebter Anlaufpunkt für Discofans. In der momentan einzigen Großraumdiskothek der Muldestadt steppt an den Wochenenden der Bär. Einen Einblick in dieses Partyleben bekamen diese Woche zwanzig kleine Gäste aus Rogatschow. Die weißrussischen Kinder sind im Schullandheim Dessau-Mildensee zu Besuch. Wie jedes Jahr erwartet die Kinder ein umfangreiches Programm.
Um eine lockere Atmosphäre zu schaffen, fand das diesjährige Begrüßungstreffen nicht im Rathaus statt, sondern im "Scream", was schnell zum Highlight des Programmes wurde. Mit großen Augen standen die sieben bis 16-Jährigen in den Hallen des Tanztempels. Oberbürgermeister Hans-Georg Otto begrüßte die russischen Gäste nun bereits zum achten Mal. Sein Versuch, den Kindern mit seinen Russischkenntnissen zu imponieren, ist dem OB allerdings nicht ganz geglückt. Ingrid Uszkurat, Leiterin der Gruppe, konnte die Sprachbarrieren zwischen Kindern und Gastgebern allerdings mühelos überwinden. Als Dolmetscherin hatte sie allerhand zu tun, um den Gästen alle Fragen zu beantworten. Nach der Begrüßung durch die Gastgeber Dirk Diedering und Alf Abendroth konnte die Besichtigung der Tanzstätte beginnen.
Im Technobereich erlebten die Kinder aus Rogatschow eine ganz individuelle Lasershow. Nachdem die anfänglichen Hemmungen überwunden waren, machten die Kleinen die Tanzfläche unsicher, versuchten die Laserstrahlen zu erhaschen, kreischten und sprangen als die Nebelmaschine in Gang gesetzt wurde und hatten sichtlich Spaß. Völlig ausgepowert stürmten sie von der Tanzfläche zum Tresen, wo schon Getränke zur Erfrischung bereitstanden. Die Pizzeria "Trattoria La Vigne" hatte drei Bleche Pizza zur Verfügung gestellt.
Nachdem sich die Kinder gestärkt hatten, versammelten sich alle Beteiligten im Schlagerbereich, wo für jedes Kind ein Geschenk, bestehend aus einem Plüschtier, einer Federtasche und einem kleinen Taschengeld bereitlag. In der anschließenden Gesprächsrunde konnten die Kinder alle noch offen gebliebenen Fragen stellen. So wollte Victoria Schatilo, die Älteste der Kinder, wissen ob viele Jugendliche das Scream besuchen? Ihre Freunde interessierten sich für die Art der Musik und die Eintrittspreise. "Zuhause gehe ich auch fast jede Woche in die Disco, es ist aber viel kleiner dort und lange nicht so schön", beschrieb die junge Russin. Auch Peter Iwantschikow fand es sehr schön. Der Dreizehnjährige wurde in seiner Heimatstadt über eine Musikschule für den Besuch in Dessau ausgewählt. Jedes Jahr kommt eine Gruppe russischer Kinder nach Dessau.
Meist stammen sie aus Familien mit schweren Schicksalsschlägen. Viele haben keine Eltern mehr, manche haben Behinderungen als Folge des Reaktorunfalls von Tschernobyl. Seit elf Jahren unterstützt die Stadt Dessau diese Kinder. Das Erholungsprogramm erzielt Erfolge. Ingrid Uszkurat weiß, "Fast ein Jahr nach dem Aufenthalt in Dessau ist das Immunsystem der Kinder gestärkt." Dazu trägt der geregelte Tagesablauf bei, viel frisches Obst und Gemüse, und natürlich viel Spaß. Das Bauhaus haben die Kleinen schon gesehen, auch das Museum und das Rathaus. "Die Restaurantbesuche waren besonders schön", fand der kleine Peter. Am Ende der Discobesichtigung stimmte ein Kind aus den Reihen an und feierlich verabschiedeten sich die Kleinen im Chor "Dankeschön und Wiedersehen."