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Kieler Woche Kieler Woche: Neuanfang für DSV-Flotte geglückt

Von Volker Gundrum 24.06.2001, 17:42

Kiel/dpa. - Ein Novum schafften Christiane Petzke (Neumünster) und WiebkeSchröder (Berlin) mit ihrem Doppel-Sieg im Europe: Seit dieEinhandjolle den Olympia-Status besitzt, hatte noch nie eine DSV-Akteurin im Wimbledon der Segler gewonnen. «Kieler-Woche-Siege sindKieler-Woche-Siege, auch wenn einige Weltklasse-Segler nicht amStart waren», sagte Hans Sendes, der Sportdirektor des DeutschenSegler-Verbandes (DSV) - und hofft nun auf einen «Motivationsschub»durch die Erfolgsserie.

Während das Heimspiel für «Surf-Floh» Amelie Lux nach einemFahrradunfall unter keinem guten Stern stand und in der Mistral-Klasse auf Platz sechs endete, überzeugten jeweils mit Silber-Plätzen die 470er-Frauen Stefanie Rothweiler/Monika Leu (Immenstaad)sowie die Crew von Yngling-Steuerfrau Ulrike Schümann (Berlin). Die470er-Männer Lucas Zellmer/Felix Krabbe (Berlin) sowie Helge undChristian Sach (Zarnekau) im Tornado ersegelten sich Bronze. Die49er-Segler Marcus Baur/Andreas John (Kiel/Hamburg) rasten dagegenals Vierte knapp am Edelmetall vorbei.

Die Olympia-Zweite Amelie Lux erlebte die Kehrseite der Medaille.«So schlimm hätte ich es nicht erwartet», sagte sie über den Rummel.In Kiel flüchtete die 24-Jährige sogar hin und wieder: «Manchmal binich früher raus auf das Wasser, das entspannt.» Die zierliche Blondemit dem fröhlichen Lächeln gehört urplötzlich zur deutschen Sport-Prominenz. Ein Energiekonzern (EWE) aus ihrer Geburtsstadt Oldenburggibt ihr die nötige Finanz-Power für weitere Großtaten.

Ihr Vertrag läuft bis 2005. Damit steht Amelie Lux ziemlichallein da in einem Sport, bei dem sich Sponsoren eher zurückhalten.Kein Wunder, denn die «Sehleute» brauchen schon einen Feldstecher,wenn sie die Regatten verfolgen wollen. Auch Fernseh-Übertragungensind rar, da kann man mit Werbung schlecht Staat machen. Das Problembrachte Kiels Oberbürgermeister Norbert Gansel auf den Punkt: «Wirhatten schwimmende Tribünen, Video-Übertragungen und versuchenjetzt, die Zuschauer mit einem Schiff zu den Regattabahnen zufahren. Allerdings ist der Zuspruch so mager, dass dieses Projektauf Dauer nicht zu finanzieren ist.»

Segeln jedoch ist ein teurer Sport. Der Finn von Fellmann etwakostet mit zwei Sätzen Segeln knapp 35 000 Mark (rund 18 000 Euro).«Ohne die Unterstützung des Bayerischen Yachtclubs ging es nicht»,sagt der Sportsoldat, der zudem auf den Sponsor Bundeswehr bauenkann. Selbst Schümann und Gäbler, die nicht mehr in den olympischenKlassen, sondern als Profis auf den Weltmeeren zu Hause sind, könnenein Lied von den Schwierigkeiten der Sponsoren-Suche singen.

Neben Gäbler ist nun auch der dreimalige Olympiasieger Schümannals Bundestrainer im Gespräch: Der Diplom-Sportlehrer, der alseinziger Deutscher nach Willi Kuhweide (1964) Olympia-Gold im Finn-Dinghy (1976) holte, wäre genau der richtige Mann für OberfeldwebelFellmann, der nach zwei verpatzten Olympia-Teilnahmen als Autodidaktin Athen 2004 alles richtig machen will: «Mein Auftrag bei derBundeswehr ist es schließlich, Medaillen ranzuklotzen.»

Im nächsten Jahr ist die schleswig-holsteinische Landeshauptstadtunmittelbar vor der Kieler Woche Zielhafen des Volvo-Ocean-Race rundum die Welt. Der Segelsport wird dann fast einen Monat lang gefeiert.Gansel kündigte weitere Großtaten an: «Ob 2012 oder später, wirwollen das Olympia-Revier stellen. Kiel ist im Segeln nun einmalweltweit die Nummer 1. Und das soll auch so bleiben.»