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Kickern ist Sport Kickern ist Sport: Von der Kneipe ins Bundesleistungszentrum

Von Martina Steffen 01.06.2007, 09:53

Hannover/dpa. - Doch Tischfußball ist mehr als nur «Gedaddel», die Spieler verstehen sich als Sportler. Über 10 000 Aktive haben sich bundesweit in Spielgemeinschaften und Vereinen organisiert und in Landesverbänden zusammengeschlossen. In Hannover eröffnet Anfang Juni das Bundesleistungszentrum für Tischfußball. Die Krökel Gemeinschaft Badenstedt (KGB), der Deutsche Meister im Tischfußball, wird Betreiber des Zentrums. Hier soll das Nationalteam trainieren, außerdem möchten die Mitglieder die Jugendarbeit fördern.

In der 220 Quadratmeter großen Trainingsstätte stehen zwölf gut ausgeleuchtete Tische. Als Anfang April ein Standort für ein Bundesleistungszentrum gesucht wurde, bewarben sich die Hannoveraner - und erhielten den Zuschlag. Das Engagement sei enorm gewesen, rund 10 000 Euro hätten die Vereinsmitglieder in das neue Zentrum investiert, berichtet KGB-Sprecher Izzet Beltir.

Jetzt gibt es genügend Platz für die unterschiedlichen Spieltische: den italienischen mit Glasplatte und aufgeschweißten Figuren, den amerikanischen, der stattliche 160 Kilogramm wiegt und 13 statt elf Spielfiguren hat oder den französischen mit zierlichen edlen Metallfiguren und abschraubbaren Griffen. Als deutschlandweit erste Spielstätte biete das Zentrum damit alle vom Weltverband ITSF anerkannten Kicker-Modelle, erklärt Landesvorsitzender Frank Dörrie. Das Zentrum soll eine Anlaufstelle für nationale und internationale Spieler werden.

Von einer Tribüne aus können die Fans die Finalspiele verfolgen. «Ziel ist es, dem Kickern ein anderes Image zu geben», betont Dörrie. Er möchte nun auch Kontakte zu Jugendzentren und Schulen aufnehmen. «Jeden Mittwochnachmittag öffnen wir für Jugendliche. Vier Trainer, davon drei Nationalspieler, werden sich um die Nachwuchsspieler kümmern», sagt Dörrie. Die Jugendlichen könnten dort auch Prüfungen für bestimmte Spieltechniken ablegen. «Man kann Jugendliche nicht in der Kneipe trainieren, deshalb war uns eine adäquate Spielstätte wichtig», sagt KGB-Sprecher Beltir.

Mit 45 Mitgliedern ist die Krökel Gemeinschaft der größte Tischfußball-Verein in Niedersachsen. Hannover sei ohnehin eine Hochburg im Kickern, betont Beltir. Tischfußball verlange dem Spieler ein Höchstmaß an Konzentration und Koordination ab, und die Fähigkeit, blitzschnell Situationen zu erfassen, vorauszuahnen und dann zielstrebig zu handeln. Ein Tischfußballer müsse schnell sein, seinen Gegner lesen können und strategisch spielen.

«Wir wollen eine Trennung vom Kneipenkickern zum sportlichen Aspekt und vor allem die Jugend ansprechen», sagt Klaus Gottesleben, Präsident des Deutschen Tischfußballbundes. Deshalb arbeite der Dachverband auch mit Universitäten zusammen. Das neue Leistungszentrum in Hannover sieht er als ein Symbol für Tischfußball als Sport. Auch in anderen Städten sollten jetzt Zentren entstehen, damit diese sehr junge Sportart offiziell anerkannt werde. Den Weltverband ITSF gebe es erst seit 2002. «Mit dem neuen Bundesleistungszentrum ist ein wichtiger Schritt zur Anerkennung gemacht.»