Katar Katar: Wüstentrip wird zu einer Fata Morgana
Doha/Dortmund/dpa. - Das Fußball-Märchen aus Tausendundeiner Nacht hat sich für Ailton, Dede und Leandro im ersten Anlauf als Fata Morgana entpuppt. Die drei brasilianischen Bundesliga-Profis, die für Millionen-Gagen für die Nationalmannschaft von Katar auflaufen wollen, kehrten am Dienstagmorgen ohne die erhofften Verträge aus dem Scheichtum am Arabischen Golf zurück. Die Unterschriften sollen bei einem zweiten Versuch in Deutschland nachgeholt werden. Doch Zweifel sind erlaubt. Der umstrittene Deal ist nach dem kuriosen Eintagestrip in die Wüste zunächst vertagt.
Borussia Dortmunds Profi Dede hat seine Entscheidung zunächst bis zum Saisonende aufgeschoben. «Ich habe deutlich gemacht, dass der Verein im Moment Vorrang hat. Deshalb habe ich im Augenblick keine Zeit für die Nationalmannschaft. Das sahen Ailton und Leandro genauso», stellte Dede nach dem BVB-Training am Dienstag in Dortmund klar. Eine endgültige Entscheidung wollen Dede und sein Bruder Leandro nun erst nach dem letzten Bundesliga-Spieltag Ende Mai treffen. Dann könnten sie frühestens am 6. Juni ihr erstes Länderspiel für Katar bestreiten.
Auch Ailton hat noch keine Entscheidung gefällt. «Ich habe nichts unterschrieben», erklärte der Werder Profi in der Hauptstadt Doha. Dessen Interessenvertreter Awad Azeldin bestritt aber das Scheitern der Verhandlungen. «Dass das Ding in die Hose gegangen ist, ist total falsch. Es ist abgeschlossen», sagte Azeldin am Dienstag der dpa, und verwies auf Manfred Höner. Der Technische Direktor des Fußball- Verbands von Katar (QFA) hatte versichert: «Die drei Spieler haben im Gespräch mit dem ehemaligen Kronprinzen einen glänzenden Eindruck hinterlassen. Wir sind uns einig.» Das mochte Rechtsanwalt Peter Schlüter, der Dede und Leandro begleitetet hatte, am Dienstag so nicht bestätigen. «Es ist noch nichts spruchreif», sagte Schlüter.
Die von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder scharf kritisierte Einbürgerungsaktion hatte zunächst planmäßig begonnen. Der Bremer Torjäger und das BVB-Duo, von dessen Plänen der Bundesligaclub angeblich nichts wusste, wurden am frühen Morgen von Fotografen am Flughafen Doha begrüßt. Im vornehmen Ritz Carlton-Hotel erholten sich die Spieler im Bett und am Swimming Pool von den Reisestrapazen. «Hier ist es schön warm, wie in Brasilien», freute sich der von seiner Freundin begleitete Ailton.
Doch dann beginnt das Warten auf den Anruf von Scheich Jassim bin Hamad Al-Thani. Stunde um Stunde verstreicht. Es passiert nichts. Mit jeder Tasse Kaffee und jeder Cola sinkt die Stimmung. Zudem haben die Brüder Dede und Leandro ihre Passfotos vergessen. Sie sollten bereits am 31. März in Jordanien in der WM-Qualifikation für Katar spielen. Dafür benötigen sie die so genannte citizenship (Staatsbürgerschaft) und einen Pass des Wüstenstaats. Zur Sicherheit werden schnell die brasilianischen Reisepässe der drei «Auswanderer» fotokopiert. Nach 45 Minuten liegen die Kopien auf dem Tisch. «Das ist die arabische Flexibilität. Damit muss man leben», sagt Wolfgang Sidka.
Der frühere Werder-Trainer, der Ailton nach Bremen geholt hatte und in Katar den Effenberg-Club Al-Arabi trainiert, hat sich der Reisetruppe aus privaten Gründen angeschlossen. Gegen 18 Uhr klingelt das Telefon von Höner. In einer halben Stunde geht's los. Ziel ist der Büro der QFA. Dort überprüft Rechtsanwalt Schlüter Punkt für Punkt die ausgehandelten Verträge. Mindestens drei Passagen müssen geändert werden. Papier wird zerrissen. Der Computer streikt. Die Stimmung ist gereizt. Gegen 20 Uhr sind Schlüter und Azeldin mit dem Entwurf zufrieden.
Der Tross setzt sich wieder in Bewegung. Vier Limousinen jagen durch das nächtliche Doha. Letzte Station ist das Ittehad-Stadion. Zwei Kronprinzen und Katars französischer Nationaltrainer Philippe Troussier sprechen mit den Spielern und den Beratern. Die Öffentlichkeit bleibt draußen. Fotos sind nicht erwünscht. Getränke werden gereicht. Zwei Stunden später öffnen sich die Türen zum letzten Mal. Warum trotz angeblicher Einigung keine Verträge unterschrieben sind, bleibt ein arabisches Rätsel. «Ich will weiterhin für Katar spielen», versichert Dede. Sein übermüdeter Bruder Leandro hat nur eine Frage: «Wie spät ist es?»