Karate: Karate: «Gold-Ziemer» zerdeppert keine Ziegelsteine

Duisburg/dpa. - In Duisburg reichten ihrzwei Minuten Kampfzeit, um die US-Amerikanerin Elisa Au mit 7:1-Trefferpunkten zu bezwingen.

Mit einem gezielten Fußtreffer an den Kopf ihrer Gegnerinbeseitigte Ziemer alle Zweifel am Sieg, der zugleich die geglückteRevanche für die Niederlage im WM-Finale war. Im November 2004unterlag die Deutsche noch Elisa Au im mexikanischen Monterrey.«Diesmal passte alles. Ich konnte den Heimvorteil voll nutzen und binendlich ganz oben.» Von den 700 Zuschauern in der «Kraftzentrale»,einem Industrie-Denkmal im Duisburger Norden, wurde Ziemer frenetischangefeuert.

Vor allem aber nutzte sie die Gelegenheit, Karate einem breiterenPublikum näher zu bringen. «Viele kennen das nur aus Filmen wieKarate Tiger, für mich ist das aber purer Leistungssport»,widersprach Ziemer dem gängigen Klischee, nachdem Karate-Kämpfer wildum sich hauen und blutige Lippen hinterlassen. «Karate ist Taktikstatt Schlägerei. Bei uns zerdeppert auch niemand Ziegelsteine.»Höflichkeit sei dabei ein wichtiger Aspekt. Stets verneigen sich dieAthleten gegenseitig, Kampfrichter-Entscheidungen werden nicht inFrage gestellt.

Im Wettkampf dürfen die Kontrahenten zwar Fuß- und Fausttechnikenbenutzen, niemals aber voll durchziehen. «Touchieren ist erlaubt,aber keiner haut fest zu», erklärte Kora Knühmann, die in derGewichtsklasse bis 53 Kilogramm die Bronze-Medaille gewann. Auch dieDuisburgerin genoss den Erfolg vor heimischen Publikum. «Ich hattemir zwar Gold vorgenommen, aber auch Bronze ist ein Riesenergebnis»,sagte Knühmann, die auf der Matte kein Pardon kennt, sich aber stetsan die Spielregeln hält. «Abgesehen von ein paar blauen Flecken, gibtes bei uns keine Verletzungen.» Ein Fußtritt zum Kopf müsse immerrechtzeitig abgestoppt werden, sonst gebe es eine Verwarnung.

Die 21-Jährige ist zierlich, nur 1,59 Meter groß, aber ihrSelbstvertrauen hat darunter nie gelitten. «Wenn mir einer dummkommt, bin ich immer in der Lage mich durchzusetzen», sagte Knühmann.Vor zwei Jahren wurde sie als jüngste Weltmeisterin in dieSiegerlisten eingetragen. Für die Sportsoldatin, die mit vier Jahrenihr erstes Karatetraining absolvierte, ist es wichtig zu wissen, dasssie sich jederzeit verteidigen kann: «Das steigert meinSelbstbewusstsein.» Oft stellt sie fest, wie Anfänger durch diesenSport Hemmschwellen überbrücken, und dass aus verschüchtertenIndividuen mutige Menschen werden. «Gerade bei Mädchen kann man dasbeobachten. Karate fördert nicht nur die motorischen Fähigkeiten,sondern überdies das Konzentrationsvermögen und die Disziplin.»

Große Erfolge sind ebenso drin, wie die Bilanz der deutschenKaratekas bei den World Games beweist. Auch der Ludwigsburger KöksalCakir gewann am Samstag Gold in der Klasse bis 75 Kilogramm. «Wenn essein muss, hauen wir auch mal einen raus», sagte Ziemer lachend. Eskommt ja niemand zu Schaden.