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Judo Judo: Starke Männer tanzen nach der Pfeife einer Frau

Von PETRA SZAG 23.04.2009, 20:35

HALLE/MZ. - Mit Argusaugen verfolgt das zierliche Persönchen die paarweise Rangelei der Judoka auf der Matte. "Und Pause!" ertönt schließlich die erlösende Anweisung - bis zur nächsten Forderung der Trainerin.

Einmal pro Woche tanzen die Kämpfer des SV Halle nach Wankes Pfeife. Für sie kein Problem - "schließlich war ich während meiner Bundeswehrzeit in der Ausbildungskompanie", erklärt die ehemalige Sportsoldatin.

An der Fachkompetenz der 28-Jährigen zweifelt niemand von den Blau- und Weißkitteln. Fast ein Jahrzehnt gehörte die Hallenserin zu den besten 52-Kilo-Frauen Deutschlands. Bei der Junioren-WM vor neun Jahren in Tunesien verpasste sie als Fünfte nur knapp die Medaillenränge. Allerdings hatten Verletzungen Jeannette Wanke immer wieder zurückgeworfen. Im November 2008 endete ihr letzter Wettkampf bei den deutschen Meisterschaften erneut mit einem kaputten Knie. Also wechselte sie von der Matte an den Rand und gibt nunmehr ihre Erfahrungen an das Judoteam weiter.

Der Einstand der SV-Männer in der 2. Bundesliga letztes Jahr endete mit einem erstaunlichen vierten Platz. Den erlebte Jeannette Wanke noch als begeisterte Zuschauerin mit. "Das ist eine tolle Truppe", lobt die ausgebildete Physiotherapeutin, die im Bedarfsfall selbst auch schon mal Hand anlegt, den Teamgeist ihrer Sportler.

Um in allen Gewichtsklassen mit zwei, drei Kandidaten gut aufgestellt zu sein, wurden die besten Judoka aus Mitteldeutschland ins Boot geholt. Neben dem Training in ihren Heimatvereinen in Wittenberg, Quedlinburg, Halberstadt, Weißenfels oder Erfurt trimmen sich diese immer freitags unter Wankes Leitung für die Liga.

Der spektakulärste Neuzugang beim SV ist der erstliga-erfahrene frühere Auswahlathlet Thanassi Stolakis. Den in Berlin ansässigen gebürtigen Dresdner mit griechischen Wurzeln verbindet seit seiner Zeit in der Sportkompanie eine enge Freundschaft mit Halles Militärweltmeister Timo Prellwitz. "Halle brauchte einen 100-Kilo-Mann, da konnte ich nicht nein sagen", begründet der 24-Jährige sein Engagement. Der Stimmungsmacher des Zweitligisten hat seine Auswahlambitionen ohnehin zurückgestellt. Denn als Inhaber einer Wäscherei kann er im Schnitt nur noch vier Mal pro Woche trainieren. Dafür ist ihm der Spaßfaktor umso wichtiger. "Und der ist in Halle gegeben", ist er sicher.