Judo Judo: Mit dem Bus in Richtung Budapest und zurück
KÖTHEN/MZ. - Dass Ronald Maaß kein ausgewiesener Judofachmann ist, gab er selber zu. "Beim Judosport kenne ich mich sicherlich nicht so gut aus wie beim Fußball", so der Präsident des CFC Germania 03, "aber in den letzten Monaten habe ich mehr Einblicke in unsere jüngste Abteilung bekommen." Anlass dieses sympathischen Outings der präsidialen Unwissenheit war die Pressekonferenz vor der Abreise der Judoka des CFC zur Ü 30-Weltmeisterschaft in Budapest, Ungarn.
Seit etwas mehr als einem halben Jahr gibt es nun die Judoabteilung des CFC. Nach dem Ende des VfL Köthen suchten die Judoka um Mannschaftsführer Maik Schröder eine neue sportliche Heimat und fanden sie im CFC. "Zu Beginn befand sich die Abteilung noch in einer Orientierungsphase", so Präsident Maaß. Als dann die Idee, eine eigene Mannschaft zur Ü 30-WM zu entsenden, Konturen nahm, war der Präsident zunächst skeptisch. Schließlich bedarf es für einen Breitensportverein nicht unerheblicher finanzieller Mittel, um eine WM-Teilnahme umzusetzen. Maaß: "Ein erheblicher Teil der entstandenen Kosten ist aber bereits eingespielt." Zahlreiche kleinere Sponsoren konnten gefunden werden.
Bei der vom 27. bis 30. Mai stattfindenden WM in Budapest werden über 1 000 Athleten starten. Neben Sportlern des CFC ist auch Jürgen Kümpfel vom PSV Köthen beim Einzel im Einsatz. Pro Nation dürfen drei Vereinsmannschaften melden. Die Ziele des CFC formulierte Mannschaftsführer Maik Schröder selbstbewusst. "In der Mannschaftswertung ist sicher eine Medaille möglich", sagte er, auch wenn die Teams aus Russland, Frankreich und Brasilien als stark einzuschätzen sind. Neben Schröder, der in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm (kg) kämpfen wird, sind unter anderem auch Norman Großer (bis 81 kg), Mike Göpfert (bis 73 kg) und Sebastian Hampel (bis 73 kg) in Budapest dabei. Die Altersklassen (AK) sind im Fünf-Jahres-Rhythmus eingeteilt. So kämpfen Schröder und Hampel in der Altersklasse von 36 bis 40. Großer und Göpfert starten in der AK 30 bis 35. In diesen Jahrgängen wird nach wie vor auf hohem Niveau gekämpft. Und besonders bei der russischen Delegation wird der eine oder andere ehemalige Olympiateilnehmer erwartet. Wladimir Putin, früherer Präsident und jetziger Ministerpräsident Russlands und ehemaliger Judoka, ist der Schirmherr der WM. Daher erwartet Schröder eine sehr motivierte russische Mannschaft.
Maik Schröder, der auch im Einzel an den Start gehen wird, fürchtet die Konkurrenz aber nicht. "Ich habe mich gut vorbereitet und bin auch aufgrund meiner Erfahrungen aus den letzten Jahren sicher, dass ich vorne mitkämpfen kann", so der Mannschaftsführer, für den es nicht die erste Ü 30-WM-Teilnahme ist: "Ich will im Einzel etwas reißen." Eine Medaille traut sich der Industriekaufmann zu. Mit zwei VW-Bussen startete die zehnköpfige Mannschaft gemeinsam mit einigen Freunden und Fans am späten Mittwochabend in Richtung Osteuropa. Donnerstagmittag erreichte der kleine Tross schließlich das Ziel. Die ersten Duelle für die CFC-Judoka wird es Freitag geben. Sonntagabend soll es dann nach der Siegerehrung, hoffentlich mit Medaillen im Gepäck, zurück in die Bachstadt gehen.
"Ich wünsche den Teilnehmern den größtmöglichen Erfolg und das sie Köthen würdig vertreten", gab CFC-Präsident Ronald Maaß den Judoka mit auf den Weg. Abteilung und Gesamtverein erhoffen sich durch die WM-Teilnahme in Budapest nicht nur sportliche Erfolge. Die Judoabteilung soll weiter wachsen. "Neben der Festigung der Abteilung erhoffe ich mir auch eine werbewirksame Förderung der aktiven Arbeit im Nachwuchsbereich", gab Präsident Maaß die mittelfristigen Ziele aus. Doch auch ältere Interessierte brauchen den Besuch bei der Judoabteilung des CFC nicht zu scheuen. "Judo kann man in jedem Alter betreiben", so der stellvertretende Abteilungsleiter Jürgen Kästner, "Vorkenntnisse braucht man dafür nicht."