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Jens Sauerbier Jens Sauerbier: Sportbegeisterung trotz Lähmung nach Autounfall

Von Lena Riemann 27.06.2012, 07:29
Der Behindertensportler Jens Sauerbier sitzt in Magdeburg an der Elbe in seinem Handbike. (FOTO: DPA)
Der Behindertensportler Jens Sauerbier sitzt in Magdeburg an der Elbe in seinem Handbike. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Jens Sauerbier ist überglücklich: am vergangenen Wochenende konnte er zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder Sport machen. Eine Entzündung im Handgelenk hatte ihn bislang daran gehindert. Und das gefiel ihm gar nicht, denn für den 25-Jährigen ist der Sport ein wichtiger Bestandteil seines Lebens. Er führt ihn zurück in die Normalität nach dem härtesten Schlag seines Lebens. Bis zum Alter von 16 Jahren spielte er Fußball in der Jugendmannschaft des Magdeburger Fußballvereins FCM. Dann hatte er einen Autounfall und ist seitdem querschnittsgelähmt.

Doch vom Sport hält ihn das nicht ab. „Da meine ganze Familie sehr sportbegeistert ist, ist mir das quasi in die Wiege gelegt worden“, sagt er. Nach der Reha fängt er mit einem Fitness-Training langsam wieder an. Über den Leiter der Handbike-Abteilung vom Universitätssportclub Magdeburg (USC), Peter Fuhrmann, kommt er zum Handbiken.

Das mit einem Liegerad vergleichbare Handbike wird allein durch die Arme angetrieben. „Jens ist ein sehr guter Sportler und sehr diszipliniert, deswegen ist er auch so erfolgreich“, berichtet Fuhrmann. Mit drei weiteren Handbikern, dem Tetra-Team, ist Sauerbier schon durch ganz Deutschland gefahren: vom südbayerischen Sonthofen bis hoch in den Norden nach Flensburg. „Das waren 1100 Kilometer, 5500 Höhenmeter und das alles in nur drei Tagen“, sagt Sauerbier stolz.

Doch das Handbiken ist nicht seine einzige Leidenschaft. Er ist begeisterter Rollstuhl-Rugby-Spieler und hat es bis in die Nationalmannschaft geschafft. Bei dieser Sportart versuchen zwei Mannschaften mit jeweils vier Spielern auf einem Basketballfeld einen Ball über die gegnerische Torlinie zu fahren. Dabei versuchen sich die Gegner gegenseitig mit ihren Rollstühlen zu blockieren. Jens Sauerbier gefällt es, „dass es hier auch mal kracht“. Außerdem sei das eine Sportart speziell für Tetraplegiker wie ihn.

Tetraplegie ist eine Form der Querschnittlähmung, bei der sowohl die Beine als auch die Arme von der Lähmung betroffen sind. „Jens musste sich aufgrund seiner hohen Lähmung unheimlich viel erarbeiten“, erzählt Fuhrmann, „doch er hat sich unheimlich gut entwickelt und steht jetzt mitten im Leben.“

Jens Sauerbiers Eifer zieht sich auch durch sein Studium. Erst studierte der gebürtige Magdeburger soziale Arbeit an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Mittlerweile steht er kurz davor, sein Studium der Sportwissenschaften an der Universität Magdeburg abzuschließen. Um beides zu verbinden, will er später im sozialen Bereich mit Behindertensportlern arbeiten.

Denn obwohl er von den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro träumt, glaubt er, dass es schöner sei, andere zum Sport zu motivieren, als selber Preise einzuheimsen. Er weiß: „Der Sport bringt Leute zurück in die Gesellschaft.“ Auch ihm habe der Sport geholfen, zu alten Gewohnheiten zurück zu kommen und nicht auf der Couch zu versauern. Peter Fuhrman freut das, denn er könnte sich Sauerbier gut als seinen Nachfolger vorstellen.