Jahrestagung der Landesdenkmalpfleger Jahrestagung der Landesdenkmalpfleger: Spezialisten entdecken die Öffentlichkeit
Halle/MZ. - Auch wenn die Stimmung auf der Jahrestagung des Verbandes der Landesdenkmalpfleger, die erstmals in Halle stattfindet und gestern vor gut 300 Teilnehmern begann, weniger aufgeladen ist als es zwölf Monate zuvor in Mainz der Fall war, so verbirgt sich hinter dem sachlichen, ja theoretischen Thema doch das neu erwachte Bewusstsein der Anwälte des Bauerbes für die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit. "Das Denkmal als Bild - Denkmalpflegerisches Handeln und seine Wirkung auf das Denkmal" - das scheint schon vom Ansatz her zum Innehalten aufzufordern, den Spezialisten in Zweifel zu setzen über den Sinn und vor allem die Vermittelbarkeit seines Tuns.
Das Wort von der Selbstkritik erhob beispielsweise der aus dem Rheinland stammende, in Zürich lehrende Professor für Denkmalpflege Georg Mörsch in den Rang eines Werkzeuges der Methodik: Wo zwischen Substanz und Gestalt (Bild) des Denkmals abgewogen wird, kann der Denkmalpfleger nicht auf vermeintliche Wissenschaftlichkeit seines Tuns pochen. Wie also soll sich die Denkmalpflege angesichts immer breiterer Zustimmung für Künstlichkeit in jeder Form dann noch sicher sein, was die eigenen Wahrheiten sind, fragte der Architekturkritiker der Wochenzeitung "Die Zeit", Hanno Rauterberg, in einer Rede mutmachenden Mitgefühls für den allseits beargwöhnten Denkmalpfleger von heute.
In einer Zeit, in der Verlorenes kopiert und Neues wie alt gebaut werden kann, müsse er für die "Idee des Originals" und mit der dadurch gegebenen "Verheißung von Lebenssinn" werben. Klar aber ist auch für Rauterberg, dass der Denkmalpfleger in seinem Tun das Urbild vom eigenen denkmalpflegerischen Leitbild überlagert. Ist die Zunft wirklich bereit, das Geprägtsein des eigenen Handelns offen anzusprechen? Den einleitenden Vorträgen der Fachleute des gastgebenden Landesamtes fehlte jedenfalls bei aller Fülle kursorisch aufgezählter Restaurierungsfälle das Eingehen auf den konkreten Gegenstand in seiner ganzen Vielschichtigkeit.
Wenn die bevorstehenden Eingriffe etwa an der Wittenberger Lutherhalle, der Quedlinburger Stiftskirche oder der Dessauer Meisterhäuser die von der Tagung thematisierte Problematik - der Veränderung am Denkmal durch den Denkmalpfleger selbst - aktuell in ein brisantes Stadium steuern, dann hätte die argumentativ untermauerte Position des Landeskonservators interessiert. Freilich folgen die Einzelfallstudien heute im Exkursionsprogramm, dessen Ergebnisse am Donnerstag durch Berichterstatter dem Plenum vorgestellt werden.