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Italien Italien: Genuas Bürgermeister zeigt die Rote Karte

22.08.2005, 14:42

Genua/dpa. - Nach dem Zwangsabstieg des FC Genua und den Fan-Krawallen in seiner Stadt zeigt Genuas Bürgermeister Giuseppe Pericu dem Fußball die Rote Karte. Das Stadtoberhaupt will das Stadion Marassi sperren.

Dem gesamten italienischen Fußball empfahl Pericu nach der Skandalserie mit dem Betrugs-Prozess gegen den FC Genua, den Lizenzverweigerungen, Club-Pleiten und Fan-Krawallen eine freiwillige Pause. Ein ganzes Jahr solle der Ball ruhen, damit alle Beteiligten über die Fehlentwicklungen nachdenken können.

Genuas Bürgermeister fällte im Gespräch mit dem «Corriere della Sera» ein vernichtendes Urteil über die Situation des italienischen Fußballs. Der Lieblingssport der Italiener bürde der Gesellschaft zu hohe Kosten auf. «Der Fußball ist ein Korruptionsfaktor geworden», beklagte Pericu. Für die Jugend sei er ein schlechtes Beispiel, beklagte der Politiker. Das ganze Fußballsystem funktioniere nicht mehr, sagte Pericu, der damit Vorwürfe des italienischen Innenminister Giuseppe Pisanu aufgriff. Dieser hatte bereits im Frühjahr nach rechtsradikalen Spruchbändern und Sprechchören in den Stadien und gewalttätigen Ausschreitungen am Rande der Spiele mit einer landesweiten Sperre der Stadien gedroht. Mit verschärften Gesetzen gegen Fan-Gewalt versucht die Regierung in Rom der Lage Herr zu werden.

In Genua war die Lage in den letzten Wochen eskaliert, weil der Fußballverband (FIGC) den Erstligaaufsteiger wegen Ergebnisabsprachen in die dritte Liga verbannt hatte. Der Club klagte gegen den Zwangsabstieg in die Serie C, wurde jedoch von allen zuständigen Gerichten abgewiesen. Daraufhin wandte sich der Verein an ein Zivilgericht in Genua, das sich Ende vergangener Woche jedoch für nicht zuständig erklärte. Gegen diese Abweisung hat der FC Genua wieder Berufung eingelegt. Obwohl der Club bereits seine teuersten Stars verkauft und Verträge mit Neuzugängen rückgängig macht, bleibt er entschlossen, den Start der Ligen am kommenden Wochenende mit allen Mitteln gerichtlich zu stoppen. Genuas Anwälte kündigten notfalls den Gang vor den Europäischen Gerichtshof an, um die Spiellizenz für die Serie A zu erzwingen.

Begleitet wurde Genuas Gerichts-Marathon von heftigen Fan-Krawallen in der Stadt. Bei Protesten von rund 3000 Genua-Fans randalierte eine kleine Minderheit radikaler Fans zuletzt wieder in der Nacht zum Sonntag. Sie zündeten Mülltonnen an und lieferten sich kleinere Straßenschlachten mit der Polizei, die dabei Tränengas einsetzte. 12 Polizisten wurden verletzt.