Internet Internet: Google richtet neue Suchmaschine für Akademiker ein

Hamburg/Leipzig/dpa. - Die weltweit erfolgreichste SuchmaschineGoogle will den Wissensdurst von Akademikern stillen. Der seit einerWoche frei geschaltete Dienst Google Scholar soll Wissenschaftlernund Studenten bei der Recherche zu Fachartikeln helfen - was bislangzu kurz gekommen ist. «Deutschen Forschern bringt dieser Servicebislang aber keinen großen Nutzen», beklagt MedienwissenschaftlerMarcel Machill von der Universität Leipzig. Da der Dienst noch in derTestphase ist, beschränkt sich die Auswertung größtenteils aufenglischsprachige Quellen. Eine deutsche Ausgabe ist geplant.
Wer unter www.scholar.google.com den Namen Martin Luther eintippt,wird verblüfft sein. Nicht etwa der Wittenberger Reformator verbirgtsich hinter den ersten Treffern, sondern eine wissenschaftlicheAbhandlung über Umwelteinflüsse auf die Tierwelt. Bei derverfeinerten Suche nach «Martin Luther bible» leitet Scholar denNutzer zu einem Aufsatz über amerikanische Evangelisten und Rockmusikund die Zukunft Luthers im asiatischen Kontext.
«Der verwendete Such-Algorithmus scheint noch nicht ganzausgereift», kritisiert Machill. Der 36-Jährige gilt alsSuchmaschinenexperte und hat jetzt in einem Kurztest den Gelehrten-Suchdienst unter die Lupe genommen. «Die Suche nach dem WortJournalismus lieferte etwa 1220 Ergebnisse. Die ersten 160 Trefferdavon konnten aber nicht angezeigt werden - die Suchmaschine hattedie Texte nur als Zitate in andern wissenschaftlichen Werkengefunden.» Die Nutzer bekämen nicht mehr als eine Literaturübersicht.«Erfahrungsgemäß beachten Suchmaschinenbenutzer nur die ersteangezeigte Seite der Ergebnisse. Tauchen weiter unten relevanteErgebnisse auf, werden sie nach unseren Untersuchungen schnellübersehen.»
Bei englischsprachigen Anfrage entpuppt sich Scholar aber als«Trüffelschwein». Die Suche nach «Demokratie» liefert 20 800 Treffer,nach «democracy» gut zehn Mal so viele. Die Ursache dafür isttechnischer Natur. Anders als herkömmliche Suchmaschinen schnüffeltder neue Dienst wesentlich tiefer im Web und auf Internetseiten, sagtGoogle-Sprecher Stefan Keuchel. Wie viele Anfragen und Zugriffe esseit dem Start gab, wollte er nicht sagen. «Viele haben lange aufeinen derartigen Service gewartet, die ersten Reaktionen warendurchaus positiv», sagt Keuchel. Die besten Ergebnisse ließen sichdurch konkrete Anfragen erzielen. Mehr als die Hälfte derInternetnutzer gäben mittlerweile zwei und drei Wörter an. «Vielehaben dazugelernt. Die Ein-Wort-Anfragen sind rückläufig.»
Wann eine deutsche Fassung der Akademiker-Recherche online gehenwird, stehe noch nicht fest. Nach Ansicht des LeipzigerJournalistikprofessors Machill müsse dies so schnell wie möglichgeschehen. «Sonst bekommt man von Scholar einen falschen Eindruck,denn Veröffentlichungen in deutscher Sprache sind die Ausnahme. UndScholar trägt unfreiwillig zum US-Zentrismus der Wissenschaft bei.»