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Internationales Olympisches Komitee Internationales Olympisches Komitee: Nur noch zwei Deutsche im IOC

Von Günter Deister 26.08.2004, 15:06
Florian Schwarthoff im März 2002 bei der Hallen-EM in Wien. (Foto: dpa)
Florian Schwarthoff im März 2002 bei der Hallen-EM in Wien. (Foto: dpa) dpa

Athen/dpa. - Der deutsche Sport hat am Donnerstag in Athen einebedeutende sportpolitische Niederlage erlitten. Durch das Scheiterndes Berliners Florian Schwarthoff (36) bei der Wahl für dieAthletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)werden mit Thomas Bach und Walther Tröger nur noch zwei persönlicheMitglieder in der gegenwärtig 123-köpfigen Vollversammlung vertretensein. Der am Sonntag turnusgemäß ausscheidende ehemalige Ruder-Weltmeister Roland Baar findet keinen deutschen Nachfolger.

Bach sprach von einem «Verlust an Einflussmöglichkeit», DSB-Präsident Manfred von Richthofen sagte: «Nur noch zweiMitgliedschaften für ein so großes Sportland, das ist schonerschreckend.» NOK-Präsident Klaus Steinbach bedauerte: «Wir habeneine wichtige Position im IOC verloren. Das ist schade für das NOKund Florian Schwarthoff. Er hat sich unglaublich engagiert.»

Schwarthoff landete mit 837 von 5787 im Olympischen Dorfabgegebenen Sportler-Stimmen lediglich auf Platz acht. Nur die erstenVier sicherten sich in einem Automatismus einen Platz im IOC.Durchgesetzt haben sich die herausragenden Leichtathleten FrankFredericks (Namibia/1849), Jan Zelezny (Tschechien/1411) und HichamEl Guerrouj (Marokko/1260) sowie die ägyptische Schwimmerin RaniaElwani (1186).

«Es war offenbar eine Wahl der großen Namen», sagte Bach, dessenVizepräsidentschaft am Sonntag nach insgesamt achtjährigerMitgliedschaft im Exekutivkomitee ebenfalls zu Ende geht. Einen neuenAnlauf auf eine Position in der 15-köpfigen IOC-Regierung kann derWirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim frühestens wieder in zweiJahren unternehmen. Bach sieht in dem Scheitern von Schwarthoff eine«Schwächung an Stimmen und an Einflussmöglichkeiten. Vor allemKommissionsmitarbeit geht verloren und damit das Einwirken aufinhaltliche Arbeit».

Von Richthofen sieht den deutschen Sport im IOC besonders deshalbunterrepräsentiert, «weil andere Länder wie die Schweiz und Italienbis zu fünf Mitgliedschaften haben». Ohnehin sei es um den deutschenEinfluss im internationalen Sport nicht gut bestellt. «Die Zahl derVertreter in den Gremien ist nicht das Problem, doch der Einflusshält sich in Grenzen, sie besetzen zu wenig Schlüsselpositionen»,sagte Richthofen. Unter 35 internationalen Organisationen mitolympischen Sportarten werden lediglich die Verbände für Kanu (UlrichFeldhoff), Modernen Fünfkampf (Klaus Schormann) und Rodeln (JosefFendt) von Deutschen angeführt.

Schwarthoff findet es «sehr, sehr schade», den Sprung in das IOCverpasst zu haben. «Ich hätte es sehr gern gemacht. Vor allemdeshalb, um mich für die Belange der Athleten einzusetzen.» Der vorzwei Jahren vom aktiven Sport zurückgetretene Architekt hat seit dem13. August in Athen Wahlkampf betrieben und dabei «sehr intensive,sehr spezielle Erfahrungen gemacht. Dabei habe ich so viele Athletenkennen gelernt wie bei den vier Spielen nicht, an denen ich alsAktiver teilgenommen habe», sagte Schwarthoff. Er könne nicht sagen,«was falsch gemacht worden ist. Das NOK hat mich stark unterstützt.Wahrscheinlich hat man den prominenten Namen den Vorzug gegeben».

Mit Fredericks setzte sich der beste afrikanische Sprinter desletzten Jahrzehnts, mit Zelezny der dreimalige Olympiasieger imSpeerwerfen und mit El Guerrouj der frischgebackene 1500-m-Olympiasieger von Athen durch. Zusammen mit der Schwimmerin Elwaniwerden sie am Sonntag von der Vollversammlung formell in das IOCaufgenommen werden. Seit den Reformbeschlüssen von 1999 genießen dieAthleten das Privileg eines imperativen Mandats. Ihnen wurden 15feste Plätze eingeräumt, acht davon werden direkt bei Sommerspielen,vier bei Winterspielen vergeben. Für die drei weiteren hat der IOC-Präsident ein Vorschlagsrecht. Der Athletenkommission gehöreninsgesamt 19 Mitglieder an.