Hochkonjunktur für Piraten, Reifrock-Ladys und Prinzessinnen
München/Nürnberg/Augsburg/dpa. - Piraten mit ihren wilden Bräuten haben im diesjährigen Fasching Hochkonjunktur. «Jeder dritte Kunde will ein Piratenkostüm», berichtet Kostümverleiherin Waltraud Breuer aus München.
Der Trend habe sich im vergangenen Jahr durch den Film «Der Fluch der Karibik» angekündigt und schlage jetzt voll durch. Auch bei den niederbayerischen Kostümverleihen liegen die Piraten-Kostüme im Trend, beschreibt Angelika Rinkl aus Neukirchen im Bayerischen Wald die Situation. Scharenweise seien die Freibeuter mit Augenklappen und Totenkopf-Flaggen auf den Partys anzutreffen, es gibt einen regelrechten «Piraten-Hype», ergab eine dpa-Umfrage.
«Neu in diesem Jahr ist, dass sich ganze Firmengruppen im Mittelalter-Look einkleiden lassen», erklärt Edith Gullmann vom Nürnberger Kostümverleih Richter&Gullmann. Sie führt diesen Trend darauf zurück, dass die Nürnberger Unternehmen ihre mittelalterliche Stadt in den großen Karnevalsmetropolen wie Köln oder Düsseldorf repräsentieren wollen. Auch Perücken, die in unterschiedlichen Variationen an das extravagante Outfit angepasst werden, seien sehr angesagt.
Weitere Renner sind elegante Rokoko- und Mittelalterkostüme. Beim Kostümverleih in Würzburg fragen die erwachsenen Kunden verstärkt nach Barock- und Mittelalter-Verkleidungen. Für Frauen sei das Tragen eines Reifrockes etwas ganz besonderes, berichtet eine Verkäuferin. «Ein Obertrend in diesem Jahr ist das Thema feine Dame und feiner Herr. Das heißt: wunderschöne Kleider und elegante Hüte», erklärt der Polit-Büttenredner Walter Ross von der Karneval-Gesellschaft Narrlangia Rot-Weiß aus Erlangen.
Ein Dauerbrenner bei den Kostümen ist die Elvis-Verkleidung. Dazu kommen die Klassiker wie Feen-Kostüme, Krankenschwester-Outfit vor allem bei jungen Frauen oder der unverwüstliche Playboy-Hase. Western-Kostüme wie das Saloon-Girl Uschi nach dem Kinovorbild «Der Schuh des Manitu» und «bewaffnete» Cowboys in allen Varianten sind wie jedes Jahr dabei. Clown- oder Marienkäfer-Outfit, Hexen und Henker sind nach der Expertenmeinung in diesem Fasching eher out.
Nach Rinkls Beobachtung ist es den Faschingsfans heute nicht mehr so wichtig, dass eine Verkleidung witzig ist. «Die Leute wollen schön, sie wollen schick und toll aussehen», sagt sie. «Das darf dann ruhig auch figurbetont und sexy sein, aber nicht ordinär.» «Hochinteressant ist, dass viele Leute Geld sparen wollen. Sie nehmen das, was im Schrank ist und kostümieren sich selbst», stellte der Erlanger Ross fest. Das deckt sich mit Erfahrungen einer Sprecherin des Augsburger Faschings- und Freizeitclubs: «Viele Kostüme sind bunt, aber einfach, selbstgemacht. Wer kauft denn noch die teuren Sachen.»
Bei den Kinderfaschingsfesten sind es nach wie vor die kleinen Prinzessinnen, die das Bild prägen. «Wir sehen einen Trend, dass viele Eltern ihre Vorschulkinder als Bienchen oder Marienkäfer herausputzen und zum Kinderfasching mitbringen», heißt es beim Augsburger Faschingsclub. Kinderbälle an den Nachmittagen seien sehr beliebt. Alle Faschingsveranstalter und die Narren beklagen den extrem kurzen Fasching in diesem Jahr und wollen deshalb umso ausgelassener feiern.