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Heynckes vs. Mourinho Heynckes vs. Mourinho: Laut gegen leise

Von Maik Rosner 24.04.2012, 21:07

München/MZ. - Er hat sich ja entschieden, die Medien zu meiden und seinen Assistenten Aitor Karanka oder seinen persönlichen Sprecher Eladio Parames von der Leine zu lassen. Letzterer hat einen Kampfhund als Symbolbild auf seinem Twitter-Account.

Tatsächlich klingen so auch oft die Verlautbarungen, die wohl häufig von Mourinho gesteuert sind. "Nächste Woche warten wir im Bernabeu auf euch, dann werdet ihr schon sehen, was eine Hölle ist", bellte Parames direkt im Anschluss an das 1:2 verlorene Halbfinal-Hinspiel der Champions League in München in Richtung FC Bayern.

Am Dienstag musste sich Mourinho wieder den Medien stellen, die große Bühne der Uefa erlaubt am Tag vor dem Rückspiel keine Boykott-Inszenierungen. Und so weiß man, dass sich Mourinho gerne in kryptischen Verschwörungstheorien über Schiedsrichter, geheime Mächte und listenreiche Andeutungen über Gegner ergeht. In Madrid sind sie dergleichen zwar schon überdrüssig, doch dem Trainer ist das herzlich egal.

Nach dem 2:1-Sieg im Clasico beim FC Barcelona, wohl gleichbedeutend mit dem baldigen Gewinn des Meistertitels, darf sich "The Special One", der selbsternannte Besondere, in seinem Wirken bestätigt fühlen. Er könnte bald der erste Trainer sein, der den nationalen Titel in England, Italien und Spanien gewonnen hat. Und genauso treibt den 49-Jährigen das Ziel an, nach dem FC Porto (2004) und Inter Mailand (2010) als erster Trainer mit drei Vereinen in der Champions League zu triumphieren. "Im Fußball gibt es für mich drei große Ziele: die Champions League mit drei verschiedenen Teams zu gewinnen, Meister in den drei stärksten Ligen der Welt zu werden und in ein paar Jahren den ersten Titel mit der portugiesischen Nationalmannschaft zu holen", hat er gesagt. Es geht ihm nicht um Real, sondern um sich. Dafür ist ihm jedes Mittel recht, alle Macht hat er an sich gerissen und dem stolzen Klub sein diktatorisches Regiment aufgezwungen.

Jupp Heynckes sind solche Methoden fremd, er arbeitet als sensibler Moderator im Gefüge des FC Bayern, in dem sein Freund Uli Hoeneß das Gesetz ist. Das Spiel am Mittwoch aber eint Heynckes mit Mourinho: Es wird über die künftige Tonlage in beiden Vereinen entscheiden, mindestens über das Arbeitsklima für die kommende Saison. Wer sich durchsetzt, steht im Finale am 19. Mai und darf für sich beanspruchen, vieles richtig gemacht zu haben. Wer jedoch dieses Ziel verfehlt, kann sich auf Debatten über seine Zukunft einstellen.

In München wehren sie sich zwar öffentlich gegen dieses Szenario, besonders Präsident Hoeneß. Doch wenn die Saison nach dem verpassten Meistertitel auch ohne den langgehegten Traum vom Finale in der eigenen Arena endet, käme ein gewonnener DFB-Pokal gegen Meister Dortmund nur einem fahlen Trostpreis gleich.

Heynckes musste am Dienstag auch Stellung beziehen, er tat es gewohnt sachlich im Teamhotel Westin Palace. Und klar wurde auch da, dass der Münchner Trainer weiß, dass die Enttäuschung bei einem Aus gewaltig wäre. "Der Druck könnte nicht größer sein", hat er vor dem Treffen mit Madrid gesagt, wo er nach dem Gewinn der Champions League 1998 entlassen worden war.

Heynckes hat zu seiner Zukunft längst aus Erfahrung gesprochen. "Die Erwartungshaltung ist riesig, das weiß ich", sagte er nach seinem Dienstantritt im Juli 2011: "Bayern München ist ein außergewöhnlicher Klub - so lange du gewinnst. Wenn du keinen Erfolg hast, dann ist das immer noch ein außergewöhnlicher Klub, aber dann funktioniert das Ganze etwas anders."

Sat.1 und Sky übertragen das Spiel am Mittwoch-Abend, 20.45 Uhr live.