1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Hessens FDP-Fraktionschef Rentsch wechselt in die Wirtschaft

Hessens FDP-Fraktionschef Rentsch wechselt in die Wirtschaft

25.04.2017, 15:53
Florian Rentsch (FDP). Foto: Fredrik von Erichsen/Archiv
Florian Rentsch (FDP). Foto: Fredrik von Erichsen/Archiv dpa

Wiesbaden - Hessens langjähriger FDP-Landtagsfraktionschef Florian Rentsch verlässt überraschend die Politik und wechselt in die Wirtschaft. Er werde zum 1. Juli neuer Vorstandschef des Verbandes der Sparda-Banken, kündigte der 42-Jährige am Dienstag in Wiesbaden an. Mitte Mai werde er daher sein Amt als Fraktionschef niederlegen.

Als Motiv für den Wechsel gab er den Wunsch nach neuen beruflichen Perspektiven an. Wer sein Nachfolger werden soll, wurde zunächst nicht bekannt. Rentsch wollte sich dazu nicht äußern. Es gebe genügend geeignete Kandidaten für seine Nachfolge. Die FDP sei wieder gut aufgestellt, versicherte Rentsch. Deshalb habe er auch kein schlechtes Gewissen, aus der Politik auszusteigen und seine Ämter aufzugeben.

Der Verbandsratsvorsitzende des Verbands der Sparda-Banken, Jürgen Weber, bezeichnete Rentsch als die ideale Besetzung für den Vorstandsposten. Er sei ein politisch sehr erfahrener, gut vernetzter „Mittler und Macher”. Der Verband war nach Angaben von Rentsch auf ihn zugekommen und hatte ihm den Vorstandsposten angeboten.

Im Verband der Sparda-Banken mit Sitz in Frankfurt wird Rentsch Nachfolger von Joachim Wuermeling, der im Herbst 2016 verabschiedet worden war und als Vorstand zur Bundesbank gewechselt ist. Der Verband prüft und berät die zwölf selbstständigen Sparda-Banken der Gruppe und versteht sich als deren Sprachrohr.

Der in Kassel geborene Rentsch hatte die sechsköpfige Fraktion der Liberalen nach der Landtagswahl 2013 als Vorsitzender angeführt. Dieses Amt hatte er zuvor schon zwischen 2009 und 2012 inne, bevor er in der damaligen Koalition mit der CDU Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung wurde.

Inzwischen regiert ein schwarz-grünes Bündnis in Hessen. Die Liberalen hatten 2013 nur ganz knapp den Wiedereinzug ins Parlament geschafft und sitzen seitdem in der Opposition. Der FDP-Politiker Rentsch war 2003 erstmals in den Landtag gekommen. Die nächste Landtagswahl in Hessen ist im Jahr 2018. Die Nachfolge von Rentsch soll erst nach seinem Ausscheiden am 15. Mai dieses Jahres beschlossen werden.

Die anderen Fraktionen im Wiesbadener Landtag bedauerten den Rückzug von Rentsch. SPD-Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel sagte, sein Ausscheiden sei trotz aller unterschiedlicher Standpunkte inhaltlich, rhetorisch und persönlich ein Verlust für das Parlament. Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Mathias Wagner, sprach von einem im persönlichen Umgang fairen Politiker, auch wenn FDP und Grüne viele inhaltliche Differenzen hätten.

CDU-Fraktionschef Michael Boddenberg nannte Rentsch einen Politiker aus Leidenschaft und äußerte großen Respekt zu dem Seitenwechsel. Die Vorsitzende der Linken-Fraktion, Janine Wissler, sprach von einem „ideologischen Seitenwechsel”, habe Rentsch doch im Landtag vehement für neoliberale Positionen gestritten. Trotz großer politischer Differenzen habe man aber punktuell zusammengearbeitet.

Lob kam von der Wirtschaft und Finanzminister Thomas Schäfer (CDU). Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, Dirk Pollert, sagte, mit Rentsch verliere die Landespolitik einen „fachlich hoch kompetenten, ordnungspolitisch gradlinigen und über lange Jahre engagierten Demokraten”. Minister Schäfer betonte: „Schlagfertig, verständlich und nie um einen Spruch verlegen: Mit Florian Rentsch verlässt leider einer der besten Redner den Landtag.” (dpa/lhe)