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Hertha BSC Berlin

31.01.2008, 15:37

Ausgerechnet die Jungspunde aus dem eigenen Stall machten der «alten Dame» im Vorfeld der neuen Saison besonders zu schaffen. Denn nicht die Neueinkäufe wie bei anderen Bundesligisten sorgten bei Hertha BSC Berlin für die größten Schlagzeilen, sondern die Abwanderung der Youngster aus dem eigenen Lager: Dejagah ging ablösefrei nach Wolfsburg, auch Nico Pellatz (Werder Bremen) und Robert Müller (FC Carl Zeiss Jena) wechselten innerhalb des deutschen Profi-Fußballs und der 18 Jahre alte «Nobody» Christopher Schorch wurde sogar von Real Madrid unter Vertrag genommen. Für reichlich Getöse sorgten zudem die Boateng-Brüder. Kevin zog es nach wochenlangem Theater zu den Tottenham Hotspurs, Bruder Jerome geht zum HSV.

Ein bisschen mussten sich die Hertha-Verantwortlichen dabei vorkommen wie im falschen Film. Seit Jahren versuchen Manager Dieter Hoeneß & Co. eine solide Basis für die lang ersehnte Etablierung in der Bundesliga-Spitze zu schaffen, nicht zuletzt durch jährliche Investitionen von fast 4,5 Millionen Euro in die eigene Nachwuchsakademie. Aber während der VfB Stuttgart mit seiner bereits zweiten Generation von «jungen Wilden» in der Vorsaison sogar den Titel feiern durfte, verlassen die Berliner Eigengewächse noch vor ihrer Blütezeit den Verein.

Dass nicht nur die Talente früh von der Fahne gehen, sondern auch noch Spielgestalter Yildiray Bastürk den Verein zum Stuttgarter Meisterteam verließ, macht das Fundament noch wackeliger. Als namhaftester Neuzugang wurde die Bochumer Torhüter-Entdeckung Jaroslav Drobny an die Spree gelotst.

Dabei hatte die Sommerpause für die Hauptstädter so vielversprechend begonnen. Anfang Juni war nach dem Interims-Gastspiel von Karsten Heine mit Lucien Favre der «Wunschtrainer» (Hoeneß) für die neue Spielzeit verpflichtet worden. Der Schweizer hatte zuletzt mit dem FC Zürich zwei Meisterschaften hintereinander gefeiert und damit laut Hoeneß gezeigt, «dass er in der Lage ist, eine Mannschaft zu entwickeln und offensiven, aber sehr geordneten Fußball spielen lässt».

In Anbetracht von 55 Gegentreffern in der vergangenen Saison erscheint mehr Ordnung im Hertha-Spiel auch dringend notwendig. Doch die Vorbereitung verlief eher unruhig. Dauernd gab es neue Transfer-Gerüchte, der vorherige Abwehrchef Dick van Burik wurde nach internen Unstimmigleiten suspendiert und die brasilianischen Nationalspieler Gilberto und Mineiro stießen wegen ihrer Teilnahme an der Copa América erst gut zwei Wochen vor Saisonbeginn zur Mannschaft.

Mit dem Ausrufen von ambitionierten Saisonzielen ist man in Berlin daher vorsichtig geworden. «Jetzt über Ziele zu reden, wäre unsinnig», sagte Kapitän Arne Friedrich im Laufe der Saisonvorbereitung. Lucien Favre bleibt zu wünschen, dass er die Art der Herausforderung, die sich ihm stellt, nicht von Anfang an zu exakt eingeschätzt hat, als er bei seiner Präsentation sagte: «Es ist eine sehr, sehr große Herausforderung für mich, in dieser wunderschönen Stadt eine gute Mannschaft aufzubauen.»

Das Aufgebot:

Tor: Jaroslav Drobny 1*, Christian Fiedler 12, Christopher Gäng 30

Abwehr: Arne Friedrich 3, Steve von Bergen 4, Sofian Chahed 5, Josip Simunic 14, Amadeus Wallschläger 27, Malik Fathi 29, Pascal Bieler 36

Mittelfeld: Gilberto 6, Mineiro 7, Pal Dardai 8, Lucio 16, Andreas Schmidt 19, Patrick Ebert 20, Tobias Grahn 22, Bilal Cubukcu 24, Fabian Lustenberger 28, Ibrahima Traore 38, Bryan Arguez 0, Gojko Kacar 44

Angriff: Marko Pantelic 9, Raffael 10, Solomon Okoronkwo 21, Waleri Domowtschiski 23, Lukasz Piszczek 26, André Lima 33, Chinedu Ede 39

* Zahl ist jeweils die Rückennummer

(Stand: Januar 2008)