Heiner Brand Heiner Brand: Handball-Trainer aus Begeisterung
Leipzig/dpa. - «DieÜberlegung war: Will ich etwas anderes machen, muss ich es jetzt tun.Aber im Laufe der Zeit ist in mir die Erkenntnis gereift, dass mirdie Tätigkeit als Bundestrainer am meisten Spaß macht», bekannte der55 Jahre alte Erfolgscoach. Nun will er sich einen anderen Wunscherfüllen: Olympiasieger werden. «Mehr als Olympia geht nicht - auchnicht für einen Trainer.»
In seinem Anspruch, Handball als Sport mit Spaß und Herzblut zubegreifen und zu betreiben, steckt ein großes Stück seinesErfolgsgeheimnisses. «Leidenschaft macht Unmögliches möglich», lauteteine seiner Maximen. So ist er 1978 als Spieler Weltmeister geworden,so hat er die Männer-Nationalmannschaft des Deutschen Handballbundes(DHB) als vorläufigen Höhepunkt in seiner zehnjährigen Amtszeit zuJahresbeginn ebenfalls zum WM-Titel geführt. «Für uns war eseigentlich nicht möglich, Weltmeister zu werden», sagte Brand inErinnerung an den Triumphzug durch die deutschen Handball-Arenen.
Dass ihm dies mit seiner Auswahl trotz aller negativer Vorzeichengelungen ist, hat ihm ebenso einen Popularitätsschub gegeben wie dergesamten Sportart. Eine Auszeichnung reihte sich an die nächsteEhrung, bei der bevorstehenden Wahl zur Mannschaft des Jahres führtkein Weg am Team von Brand vorbei. Der Trainer selbst wurde jüngstzur «Legende des Sports» ernannt. Überdies ist der Bundestrainernicht mehr nur als Talk-Gast gefragt, sondern auch als Referent. BeiVorträgen bringt Brand große wie kleine Wirtschaftskapitäne in SachenTeambuilding und Motivation auf Kurs. «Bei mir spielen nicht dieBesten, bei mir spielt die beste Mannschaft», lautet ein Teil seinerPhilosophie.
Weil er wie Franz Beckenbauer im Fußball als Spieler und TrainerWeltmeister wurde, wird er auch als «Handball-Kaiser» tituliert. «Dasist ein schöner Vergleich, weil ich den Franz immer bewundert habe.Ich finde es auch toll, wie er jetzt Dinge bewegt. Der Vergleich ehrtmich», gab Brand zu. Und noch etwas haben Brand und Beckenbauergemeinsam: Ihre jeweils 25 000 Euro für die «Goldene Sportpyramide»haben beide für den Jo-Deckarm-Fonds gespendet. Aus diesem wird derUnterhalt für einen der einst weltbesten Handballer bestritten, derseit einem Sportunfall 1979 schwerbehindert ist. Brand lebt sozialesEngagement. «Heiner ist die Lichtgestalt des deutschen Handballs»,sagte DHB-Vizepräsident Reiner Witte.
Es ist ebenso ein Markenzeichen wie der markante Schnauzbart, dassHeiner Brand sich treu und geradlinig bleibt. Seit jeher lebt er inGummersbach - er ist dort zu Hause. Wie ein Symbol seinerBodenständigkeit wächst vor seinem Haus ein Ahornbaum, den Brand auseinem Ahornzweig gezogen hat, den er bei den Olympischen Spielen inMontreal 1976 bekommen hat.
Heiner Brand ist ein humorvoller Mann. Oft sieht man das Lachenzuerst in den Augen, weil der Bart den Mund verdeckt. Doch es mussgeistvoller Witz sein. Für Albernheiten ist er weniger zu haben. Diegoldene Pappkrone nach dem WM-Gewinn in Köln hat er schneller wiederabgenommen als sie im aufgestülpt worden war. «Das mache ich nicht,das passt nicht zu mir», sagte er ablehnend - auch, weil die Krone zusehr mit dem WM-Sieg 1978 unter dem damaligen Trainer Vlado Stenzelverbunden ist. Viel mehr erfreute ihn, dass die Spieler mitangeklebten «Heiner-Bärten» zur Siegerehrung kamen und so auf diestetigen Bart-ab-Diskussionen reagierten. «Das war bombig», befandBrand.