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Hausboot-Urlaub auf der Müritz Hausboot-Urlaub auf der Müritz: Ferienparadies Mecklenburg lockt Freizeitkapitäne an

Von Bodo Müller 30.06.2005, 16:57

Halle/MZ. - Am Bolter Kanal, einem malerischen Naturhafen am Ostufer der Müritz, haben wir ein führerscheinfreies Hausboot vom Typ "Voyager" gechartert. Wenige Meter vom Kanal entfernt liegt das "Müritzparadies", eine skandinavisch anmutende Feriensiedlung, die nach der Wende gebaut wurde.

Man muss nicht in ferne Länder fliegen, träumt man von einer Blockhütte im Wald mit Boot am Steg. Im "Müritzparadies" am Bolter Kanal stehen die Ferienhäuser am Waldesrand, bis zum Kanal sind es wenige Schritte. Dort liegen Kanus, Kajaks und Hausboote, die von den Gästen gemietet werden können.

Nach unserer Anreise haben wir für eine Nacht den Komfort eines Ferienhauses genossen. Jetzt zieht es uns hinaus auf die Müritz, den größten Binnensee Deutschlands. Die Bootsübergabe ist schnell erledigt. Selbst Landratten, die noch nie am Steuer eines Schiffes standen, lernen es schnell, das führerscheinfreie Hausboot zu fahren. Wir lassen den Bolter Kanal achteraus und fahren mit unserem "Voyager" auf das kleine Meer. Der fast 120 Quadratkilometer große See zeigt sich von seiner schönsten Seite mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.

Unser Schiffchen schnurrt leise auf die Müritz hinaus. Der Blick öffnet sich. Ein schwacher Windhauch kräuselt die Oberfläche des Sees. Das jenseitige Ufer ist nur zu erahnen. Wir steuern am Ostufer entlang in Richtung Norden. Dieses Ufer gehört zum Müritz-Nationalpark und ist unbebaut. Schier endlose Schilfwälder, soweit man blicken kann.

Unser Ziel ist die Kleinstadt Waren im Norden der Müritz. Wir steuern durch den so genannten Hals, der engsten Stelle der Müritz, in die Binnenmüritz. Vor uns strahlt die Silhouette der Altstadt von Waren. 15 Jahre nach der Wiedervereinigung präsentiert sich der einst heruntergekommene alte Stadthafen nun als schmucke Marina mit zeitgemäßem Service. Die ruinösen Speicher wurden saniert und beherbergen heute Boutiquen, Restaurants und Appartements. Und rund um den Hafen gibt es eine originelle Szene aus einem Dutzend Kneipen - auch mit Livemusik und open end für Nachtschwärmer.

Am folgenden Tag steuern wir am Westufer der Müritz südwärts. Schon von weitem grüßen die Türme vom Schloss Klink. Das 1898 von Arthur von Schnitzler erbaute Schloss war nach der Wende verwaist. 1996 kaufte es der Architekt Ernst Walloschke, um es als Hotel neu erstehen zu lassen. Seit Juli 1998 strahlt Schloß Klink wieder im einstigen Glanz.

Wir navigieren in die Marina am Schloss. Auf den Reusenstangen neben der Hafeneinfahrt trocknen Kormorane ihr Gefieder. Vom Hafen sind es wenige Schritte zum Schloss. In unserer Bordkluft treten wir etwas unsicher in die festliche Eingangshalle. Vorsichtig fragen wir Schlossherrn Guido Gabriel, ob wir seiner Anzugordnung gerecht werden. "Wo ist das Problem?" lacht der junge Besitzer des Anwesens und führt uns in den Rittersaal. Im rustikalen Ambiente des Schlosskellers kann sich jeder Bootsfahrer, der keinen Blazer in der Backskiste hat, wohlfühlen.

Am nächsten Tag schließen wir unseren Kreis und fahren zurück nach Osten in Richtung Bolter Kanal. Schon wird uns klar, dass ein Wochenendtörn viel zu kurz ist, um das mecklenburgische Paradies zu entdecken. Das gesamte Netz an Binnenwasserstraßen, bestehend aus Seen, Flüssen und Kanälen ist so groß, dass man hier einen Sommer lang fahren könnte.

Abends legen wir wieder im Bolter Kanal an und sitzen zum Sonnenuntergang auf der Terrasse des Restaurants "Zum Seeadler". Von hier aus kann man die letzten weißen Segel auf der Müritz sehen. Wir genießen den Müritz-Zander auf Spinat-Käsesoße mit frischen mecklenburgischen Kartoffeln, dazu Lübzer Pils. Und wir stellen fest, dass wir gerade einen traumhaft schönen Bootsurlaub in Deutschland erleben. Derweil versinkt die Sonne glutrot hinter den Schilfwäldern des kleinen Meeres. Und für uns steht fest: Wir kommen zurück zur Müritz. Noch nie war das Paradies so nah.