Harzer Bergtheater Harzer Bergtheater: Opulenter Tanz mit der Höllenwelt
Thale/MZ. - Das Musical ist ein Auftragswerk des Nordharzer Städtebundtheaters zum 100. Geburtstag der Freilichtbühne auf dem Hexentanzplatz. Die Idee von Intendant Kay Metzger, der auch die Inszenierung besorgte, etwas ganz Spezielles für das Harzer Bergtheater zu entwickeln, wurde vom Halberstädter Autor Jürgen Westphal und dem Musiker Rolf Zielke umgesetzt.
Entstanden ist die etwas banale Geschichte vom Teufel (Ingo Wasikowski), den die Exoten in seiner Unterwelt langweilen und der sich in die ach so holde Walburga (Bettina Pierags) aus der Oberwelt verliebt. Die allerdings ist durchaus nicht nur nett anzusehen, sondern hat auch so manchen teuflischen Zug. Den animalischen Mann will sie um jeden Preis; was ist dagegen schon der liebe, brave Hans aus der Nachbarschaft. Unsterblichkeit und ewige Jugend verachtet sie - ganz im Sinne der Zeit - ebenfalls nicht. Doch letztendlich dafür die Menschlichkeit zu verlieren - soweit will sie nicht gehen. Wie sie den Spagat zwischen beidem schafft, blieb bei der Premiere fast im Verborgenen.
Prinzessin Ilse hatte an der entscheidenden Stelle mit technischen Problemen zu, kämpfen. Ihr Ratschlag versickerte im Amphitheaterrund, erst ihr "Lebe wohl" war wieder klar und deutlich zu vernehmen. Leider nicht die einzige Technikpanne, die hoffentlich in den kommenden Vorstellungen ausgemerzt wird. Ilse gehörte wie der Hund Bodo und der Drache Lindi vom Wurmberg zu den Harzer Sagengestalten, die unvermittelt auf- und wieder abtraten. Genau so wie die Berliner Familie, die ungeniert über Durst, falsche Landkarten und Ausflugsziele im Harz räsonierte.
Text und Musik zitieren mehr als einmal Aufführungen, die es in der Vergangenheit "auf dem Berg" gegeben hat. So wandelt Mephi (Norbert Zilz) ganz selbstverständlich auf Goethes Spuren und meint beispielsweise - sehr frei nach dem "Faust": "Hier bist du Mönch, hier darfst du sein." Unverkennbar auch das Duett von Papageno und Papagena aus der Mozartschen "Zauberflöte". Fast alle Genres werden von der Musik bedient - Schunkelmelodien erklingen ebenso wie gefühlvolle Balladen, in denen sich Herz auf Schmerz reimt, oder rockige Stücke.
Was die Aufführung sehenswert macht, ist vor allem die opulente Ausstattung von Kordula Stövesand. Angefangen vom "Tresen zum Besen" über die Teufelsvilla bis hin zu den Kostümen - alles stimmt, ist phantasievoll, witzig, schrecklich und schön zugleich. Die Höllenwelt schwelgt geradezu im Tanz mit sich selbst. Und in diesem Tanz werden natürlich auch die Schenkelklopfer bedient. Dann, wenn dem Mönch (Volker Reichenbecher) von der Brockenhexe (Gerlind Schröder) Ratschläge zur Standhaftigkeit des Mannes erteilt werden oder wenn Sexy-Hexi (Ioan-Paul Didin) sich zwar ganz und gar als Frau fühlt, jedoch "da unten ein Zipfelchen dran hat".
"Hexentanz und Teufelsschwanz": Nächste Vorstellung im Bergtheater Thale am Freitag, 20. Juni, um 19.30 Uhr.