1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Handball: Handball: Wildcats überzeugen mit Flügelzange

Handball Handball: Wildcats überzeugen mit Flügelzange

Von KARL EBERT 29.11.2009, 21:45

HALLE/MZ. - Die Phase der Entscheidung, als Halles Trainer Arne Kühr auf der Linksaußenposition in die Trickkiste greift. Er holt Eileen Uhlig auf die Bank und schickt Sophia Eisenkolb auf das Parkett. Eisenkolbs Mutter Dagmar, die auf der Tribüne wie immer lange auf den Einsatz ihrer Tochter warten musste, bekommt schweißnasse Hände. Nach einem kurzen aufmunternden Blickkontakt mit der Tochter rutscht sie auf ihrem Platz hin und her. "Hoffentlich packt sie das jetzt", flüstert sie vor sich hin.

Wenige Minuten später ist klar: Die Sorge der Mutter sind unbegründet, denn Kühr hat den Sieg eingewechselt. Kaltschnäuzig, als hätte sie in ihrem Leben nichts anderes gemacht, verwandelt Sophia Eisenkolb zwischen der 56. und 60. Minute alle drei Würfe, die sie sich nimmt, und sichert den siebten Sieg der Wildcats in Folge. Als die Sirene ertönt, liegen sich Mutter und Tochter in den Armen.

"Ich bin zuletzt nicht über Kurzeinsätze hinausgekommen. Da tut so ein Erfolgserlebnis gut", sagte Sophia Eisenkolb später. "Diese Form muss ich nun auch über eine längere Zeit halten." Denn der Konkurrenzkampf auf der Position ist hart. Mit Simona Roubinkova und Eileen Uhlig stehen stärkere Spielerinnen vor ihr. Eisenkolb war eigentlich für den Rückraum verpflichtet worden. Auf Linksaußen kam sie nur in der deutschen Juniorenauswahl zum Zug.

Am Sonntag allerdings blieb ausgerechnet Mannschaftskapitän Roubinkova auf dieser Position den Nachweis ihrer Klasse schuldig. Nach vier Fehlwürfen in der Anfangsphase fand sie sich zunächst auf der Bank und in der zweiten Halbzeit auf der Spielmacherposition wieder. Doch Kühr hatte bei seinen Einwechslungen ein glückliches Händchen. "Solche Tage gibt es nicht oft, aber sie gibt es eben", sagte der Trainer. Uhlig ersetzte die Tschechin und erzielte von der 12. bis zur 30. Minute sieben Tore. Zusammen mit Loraine Hellriegel, die fünf Mal von der rechten Außenposition erfolgreich war, hielt sie die Wildcats bis zur Pause (15:17) in Schlagdistanz. "Diese erste Halbzeit konnte ich so nicht stehen lassen. Ich war richtig sauer auf mich selbst", meinte Roubinkova. Mit drei Treffern in fünf Minuten zum 19:18 brachte die Tschechin die Wildcats unmittelbar nach Wiederbeginn in Vorhand.

Doch die Gäste, trainiert von der ehemaligen Magdeburger Weltmeisterin Franziska Heinz, drehten die bis zur letzten Minute spannende, aber spielerisch nicht durchweg hochklassige Partie erneut (22:23 / 46.). "In dieser Phase haben wir den Sack nicht zugemacht. Ein Punkt war auf jeden Fall möglich", sagte Heinz. Doch erneut Hellriegel von Außen mit drei und Roubinkova mit zwei Treffern hielten die Wildcats nun auf Tuchfühlung, ehe schließlich Eisenkolb die Entscheidung vorbehalten war.

"Das war eine Klasseleistung von Sophia Eisenkolb. In dieser kurzen Einsatzzeit kann auch viel schief laufen. Aber sie war hochkonzentriert und hat sich als echte Alternative angeboten", so Kühr.

Union: Fleischer, Nagel; Eisenkolb 3, Hellriegel 8 / 1, Cichy 4, Hesse 1, Roubinkova 5, Fialekova 3, Uhlig 7 / 3, Henkel 1, Stöhr, Lucka, Schwarz