Handball Handball: Fehlende Aggressivität sorgt für bitteren Punktverlust
WOLFEN/MZ. - Als die Spieler und der Betreuerstab des LSV Ziegelheim nach dem Spiel gegen die HSG Wolfen im Kreis tanzten und sangen, hätte man als Beobachter glauben können, der Außenseiter aus Thüringen hätte die Partie gegen die Wölfe gewonnen. Doch der Blick auf die Anzeigetafel machte klar: Ziegelheim feiert ein Unentschieden. 28:28 auswärts gegen eine Mannschaft, die zu den stärksten der Mitteldeutschen Oberliga zählt - ein Punktgewinn, den LSV-Trainer Karsten Knöfler trotz guter Vorbereitung nicht erwartet hatte. "Das war kämpferisch eine Topleistung meiner Mannschaft", freute sich Knöfler, "wir wissen jetzt, dass wir in der Liga mithalten können."
Ein völlig gegensätzliches Stimmungsbild hingegen auf HSG-Seite. Einige Spieler suchten sofort Richtung Kabine das Weite, andere saßen konsterniert auf der Spielerbank. Fast über die gesamte Spielzeit hatte Wolfen geführt. In der
ersten Halbzeit spielte das Team, das von Co-Trainer Guido Najmann betreut wurde, noch gefällig. Zwar konnte die HSG nicht ihr angestrebtes Tempospiel mit zweiter Welle gegen gut eingestellte Ziegelheimer aufziehen, jedoch fand vor allem Rückraumspieler Martin Müller immer wieder eine Lücke in der LSV-Deckung. Auch Kreisspieler Chris Thiele, für den in der Defensive Norman Bernhardt spielte, wurde vom Rückraum in Szene gesetzt und konnte die sich bietenden Chancen nutzen. Das große Manko im Wolfener Spiel war jedoch die Abwehrleistung. Dem Deckungsverbund mangelte es im ganzen Spiel an Aggressivität. Ziegelheims David Heinig konnte so schalten und walten, wie er wollte und traf bereits in der ersten Hälfte achtmal. Am Ende kam er auf 15 Tore. "Natürlich sind 28 Gegentore in einem Heimspiel zu viel", sagte ein angefressener Guido Najmann nach dem Spiel, "aber eine Mannschaft, deren Spieler im letzten Jahr zum Großteil noch in der Regionalliga gespielt haben, darf einen Sieg nicht so leichtfertig herschenken." Fünf Minuten vor Spielende führte Wolfen noch 27:24. Doch leichte Ballverluste ermöglichten den Gästen, die nie aufsteckten, den unter diesen Umständen verdienten Punktgewinn.
"Unsere Unkonzentriertheiten zum Schluss haben uns um einen Punkt gebracht", machte Martin Müller, mit neun Treffern Toptorschütze der HSG, deutlich. Und ein enttäuschter Kapitän Lutz Lindner befand, "das wir einfach nicht clever genug waren, das Spiel schon vorher klar zu machen." Was bleibt ist ein Punkt, über den sich nur die Gäste freuen. "Für uns ist der Klassenerhalt das Ziel", erklärte der überragende David Heinig, "da ist jeder Punkt, gerade gegen einen ehemaligen Regionalligisten, wichtig. Dieser Erfolg stärkt unser Selbstvertrauen enorm." Die HSG-Spieler müssen sich hingegen die Frage gefallen lassen, ob sie das Spiel in der neuen Liga mit dem notwendigen Ernst verfolgen. Das Potential ist zweifelsohne vorhanden. Sicher war es auch nicht optimal, dass Cheftrainer Wolfgang Spitz wegen einer Grippeerkrankung nicht an der Seitenlinie stand. Doch das kann keine Entschuldigung für mangelnde Aggressivität sein. Zumal die Halle mit 250 zahlenden Zuschauern gut gefüllt und alles für den ersten Sieg angerichtet war. Noch ist die Saison jung und die Mannschaft hat noch zahlreiche Möglichkeiten, ihren Fans besseren Handball zu bieten. Aber die Gegner werden in den kommenden Wochen nicht leichter. "Mit so einer Leistung brauchen wir nächste Woche erst gar nicht gegen Naumburg / Stößen anzutreten", stellte Najmann klar und fordert: "Da muss das Team eine Reaktion auf der Platte zeigen." Es kommt viel Arbeit auf ihn und Wolfgang Spitz in der kommenden Woche zu.
HSG: Müller, S.; Müller, M. (9 Tore); Thiele (6); Bernhardt, J. (3); Luther (3); Najmann (3 / 3); Spitz (2); Winkel (2); Baumbach; Bernhardt, N.; Lindner