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Handball Handball: Der Boom geht weiter

Von Frank Kastner 04.09.2002, 14:12

Leipzig/dpa. - «Wenn mehr alseine Million Zuschauer in die Hallen kommen, sollte man sie doch auchvor die Fernseher locken können», hofft Bundestrainer Heiner Brandauf eine weitere Qualitätssteigerung der Ware Handball.

Sinkende Zahlen sind nur auf dem Transfermarkt zu verzeichnen.Denn dort gilt die Devise: Klasse statt Masse. So verbuchen die Clubsinsgesamt 77 (Vorjahr: 95) Neuzugänge und 66 (82) Abgänge. Derprominenteste Einkauf gelang dem HSV Hamburg. Der Nachfolger des VfLSG Bad Schwartau/Lübeck rüstete nach dem Umzug in die 13 886Zuschauer fassende Color-Line-Arena in der Hansestadt und derVerdoppelung des Saison-Etats auf 3,8 Millionen Euro (Vorjahr: 1,5Millionen Euro) mächtig auf. Mit den Gille-Brüdern Guillaume undBertrand vom französischen Erstligisten SO Chambery sowie TorhüterTomas Svensson vom FC Barcelona kam gleich ein Weltklasse-Trio an dieElbe. Komplettiert wurde der Einkaufszettel mit dem FlensburgerRoutinier Thomas Knorr sowie dem gebürtigen Tunesier Moustapha Taj,der den Wilhelmshavener HV mit 221 Zweitliga-Toren ins Oberhausballerte.

Champions-League-Sieger SC Magdeburg holte als Ersatz für denfranzösischen Kreisspieler und Abwehrstrategen Gueric Kervadec (USCreteil) den isländischen «Brocken» Sigfus Sigurdsson (Reykjavik).Neben den eingebürgerten Nenad Perunicic sollen der Pole GrzegorzTkaczyk (Warschau) und der Franzose Anthony Pistolesi (SG Solingen)für die nötige Variabilität im Rückraum sorgen. Die HSG Nordhornverliert mit Dragan Skrbic, Glenn Solberg und Frode Hagen gleich einhochkarätiges Trio an den FC Barcelona. Im Gegenzug kam der SpanierIan-Marko Fog von Ciudad Real.

Trotz der neuen HSV-Macht in Hamburg bleibt der THW Kiel derFinanz-Krösus. Die «Zebras» gehen mit 4,0 Millionen Euro (3,0) in die26. Spielzeit. Den Verlust des «Jahrhundert-Handballers» MagnusWislander (zurück nach Göteborg) und den Weggang von Julio Fis(Ciudad Real) will der Meister mit dem Kroaten Davor Dominikovic(Metkovic Jambo) und dem Schweden Marcus Ahlm (Ystad) kompensieren.16 der 18 Trainer ernannten den THW, der bereits über 10 000Dauerkarten verkauft hat, zum erneuten Meisterschaftsfavoriten.

Während der deutsche Rekord-Meister VfL Gummersbach mit 3,5Millionen Euro Rang 3 in der Etatliste belegt, hat Aufsteiger VfLPfullingen den schmalsten Geldbeutel der Liga. Die Schwabenwirtschaften lediglich mit 800 000 Euro. Nur die zuletzt von derInsolvenz bedrohte SG Wallau-Massenheim (1,7), der krisengeschüttelteVize-Meister HSG Nordhorn (1,9), bei dem die Spieler auf einen Teilihres Gehalts verzichten, sowie GWD Minden (1,9), der ThSV Eisenach(1,8), der Wilhelmshavener SV (1,5), der TV Großwallstadt (1,5) unddie HSG Wetzlar (1,1) bleiben unter der Zwei-Millionen-Euro-Marke.

Mit dem Weg in die Selbstständigkeit der Liga, deren geplanterZentralvermarktung und dem am Saisonende auslaufenden TV-Vertragsteht der Handball «vor dem entscheidenden Jahr», so Lemgos ManagerFynn Holpert. Nach dem Beispiel der National Basketball Association(NBA) will Magdeburgs Manager Bernd-Uwe Hildebrand zusammen mitStefan Kretzschmar die Liga medienpräsenter darstellen: «Wir braucheneine eigene Fernsehsendung.» Zumindest das «Spiel der Woche» imDeutschen Sportfernsehen (DSF), das immerhin durchschnittlich 250 000Zuschauer und 800 000 in der Spitze hatte, ist vorerst gesichert.