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Hamburger SV

25.01.2010, 22:13

In Hamburg hält man sich trotz ansprechender Hinrunde in der Bundesliga und der Europa Leage bedeckt. Allzu schmerzhaft ist die Erinnerung an die vergangene Saison: Drei Titel hatten die Hanseaten 2009 vor Augen, doch in wenigen Wochen wurde alles verspielt. Die mühsam aufrechterhaltene Fassade in der HSV-Zentrale zerbröckelte nach den entscheidenden Niederlagen im Meisterschaftsrennen, im DFB-Pokal und dem UEFA-Pokal mit jeder weiteren Pleite. Dass dabei ausgerechnet Nordrivale Werder Bremen das Zünglein an der Waage war, versetzte dem brüchigen Geflecht aus Trainer Martin Jol, Sportchef Dietmar Beiersdorfer und dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann den finalen Stoß. Von den drei Mächtigen konnte sich nur Hoffmann in die neue Spielzeit retten.

Keine einfachen Voraussetzungen für Bruno Labbadia. Der bei Bayer Leverkusen in Ungnade gefallene Trainer hatte nur ein Jahr Bundesliga-Erfahrung und erhält bei den Hanseaten keine Schonzeit. In der Meisterschaft ist die Champions-League-Qualifikation für den Jol-Nachfolger ein Muss. Platz vier nach der Hinrunde und das überwintern im internationalen Wettbewerb verschaffte dem Ex-HSV-Profi allerdings durchaus Respekt.

Weiter helfen soll der wohl spektakulärste Bundesliga-Transfer des Winters. Die Hanseaten konnten sich für die Rückrunde den bei Real Madrid ausrangierten Topstürmer Ruud van Nistelrooy angeln. «Meine Ambitionen passen zum HSV», sagte van Nistelrooy über den Coup. «Es wird eine schöne Erfahrung, in der Bundesliga zu spielen, einer der stärksten Ligen Europas.» Van Nistelrooy unterschrieb an der Elbe einen Vertrag bis 2011. «Wir sind sehr stolz, dass es uns gelungen ist, so einen Spieler in die Bundesliga zu holen», erklärte Hoffmann. Als einzigem Stürmer überhaupt ist es van Nistelrooy gelungen, in drei Top-Ligen Europas Torschützenkönig zu werden.

Hoffnung macht auch der Rest des Kaders: Bis zur Bundesliga-Halbzeit bewies dieser trotz vieler verletzter Spieler genug Qualität. Publikumsliebling Ivica Olic ging zwar ablösefrei zu Bayern München. Doch es konnte adäquater Ersatz verpflichtet werden. Der Niederländer Eljero Elia (Twente Enschede/ 8,5 Millionen Euro) sticht als linker Außenstürmer besonders hervor. So konnten die langen Ausfälle der Stürmer Paolo Guerrero und Mladen Petric besser aufgefangen werden. Schwedens Nachwuchsstar Marcus Berg ist als Mittelstürmer ein weiterer Trumpf im Offensivspiel. Die rund zehn Millionen Euro teure Neuverpflichtung vom FC Groningen ließ sein Talent bereits aufblitzen, noch fehlt die Konstanz.

Doch als die wichtigste Verpflichtung entpuppte sich Zé Roberto. Ablösefrei aus München kam mit dem Brasilianer eine ganz neue Allround-Qualität an die Elbe. Mit 35 Jahren mag Zé Roberto keine langfristige Lösung bieten, aber seine genialen Impulse und seine Stabilität im Mittelfeld sind jene Elemente, die dem Team am Ende der letzten Saison fehlten. Obendrein will Zé Roberto seine Karriere nicht gemütlich beim HSV ausklingen lassen: «Ich möchte noch einmal in der Champions League spielen.»

Da muss auch Labbadia hin. «Ohne diese Transfers wäre ich nicht nach Hamburg gekommen. Wir hatten einen klaren Plan. Diese Leute standen auf dem Zettel», gibt sich der Coach zuversichtlich. Zur Achillesferse könnte die Innenverteidiger-Position werden. Durch die Ausfälle von Alex Silva (Kreuzbandriss) und Bastian Reinhardt (Fußbruch) fehlt den Hamburgern die Tiefe auf der Bank. Der tschechische Nationalspieler David Rozehnal (Lazio Rom) konnte seine knapp 5 Millionen Euro Ablöse bislang nicht immer rechtfertigen.

Das Aufgebot:

Tor: 1* Frank Rost, 12 Wolfgang Hesl, 29 Tom Mickel

Abwehr: 3 David Rozehnal, 4 Bastian Reinhardt, 5 Joris Mathijsen, 7 Marcell Jansen, 17 Jerome Boateng, 20 Guy Demel, 33 Miroslav Stepanek, 34 Kai-Fabian Schulz

Mittelfeld: 8 Zé Roberto, 13 Robert Tesche, 14 David Jarolim, 15 Piotr Trochowski, 18 Romeo Castelen, 19 Tolgay-Ali Arslan, 21 Jonathan Pitroipa, 24 Christian Groß, 25 Tomàs Rincón, 27 Sören Bertram, 30 Collin Benjamin, 36 Hanno Behrens, 40 Dennis Aogo

Angriff: 9 José Paolo Guerrero, 10 Mladen Petric, 11 Eljero Elia, 16 Marcus Berg, 22 Ruud van Nistelrooy, 31 Maximilian Beister, 35 Tunay Torun

* Zahl ist jeweils die Rückennummer

(Stand: Januar 2010)