1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Hamburger Sportverein: Hamburger Sportverein: Luft für Toppmöller immer dünner

Hamburger Sportverein Hamburger Sportverein: Luft für Toppmöller immer dünner

Von Jens Marx 19.09.2004, 15:10

Kaiserslautern/dpa. - Die Treuebekenntnisse wirkten ebenso wenigüberzeugend wie die Leistung des Teams - die Wut und Verzweiflungbeim Hamburger SV bekamen andere zu spüren. Nach der viertenNiederlage im fünften Fußball-Bundesligaspiel ist die Zukunft vonTrainer Klaus Toppmöller bei den Hanseaten ungewisser denn je.Ausgerechnet bei seinem «Herzensverein» 1. FC Kaiserslautern mussteder 53-Jährige am Samstag ein bitteres 1:2 (0:1) seiner über weiteStrecken hilflosen Schützlinge mitansehen. Während sein HSV-VorgängerKurt Jara nach dem zweiten FCK-Sieg in Serie und dem Sprung insTabellen-Mittelfeld den kommenden Aufgaben beruhigter entgegensehenkann, sind «Toppis» Aussichten düster. «Wir haben eine Riesenchanceverpasst und stecken mitten im Abstiegskampf. Momentan hat sich allesgegen uns verschworen», haderte er mit dem Schicksal.

HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer hatte dem stark in der Kritikstehenden Coach vor dem Match eine weitere Niederlage zugebilligt undihm volle Rückendeckung zugesichert. Doch wie sah es aus nach PleiteNummer 4? Man habe gesehen, dass die Mannschaft über weite Streckenvernünftig gespielt hat, meinte er. Nicht wirklich überzeugend sagteBeiersdorfer «Ja» zum Trainer, der das Amt vor rund einem Jahr vonJara übernommen hatte - pikanterweise nach einem 0:4 des HSV auf demBetzenberg. Auch damals war Jara zuvor demonstrativ der Rückengestärkt worden.

Vielleicht wollte Beiersdorfer auch deshalb keinen Ausblick aufdas Heimspiel am nächsten Sonntag gegen Hertha BSC abgeben. «Ich willnicht so weit vorgucken», sagte er am Sonntag im «DSF-Doppelpass».«Eine Woche ist manchmal ganz viel im Fußball-Geschäft.» Toppmöllerselbst lassen die verschärften Debatten um seine Person kalt: «Dasist mir scheiß egal, auf Deutsch gesagt. Ich bin Fußballer mit Leibund Seele, der von morgens bis nachts arbeitet. Das werd' ich auchbis an mein Lebensende weiter tun.»

Der starke Ferydoon Zandi (17.) hatte die «Roten Teufel» durcheinen umstrittenen Foulelfmeter in Führung und Toppmöller mächtig inRage gebracht. «Ein völlig ungerechtfertigter Strafstoß», befand erebenso wie Beiersdorfer, nachdem Bastian Reinhardt nach Meinung vonSchiedsrichter Thorsten Kinhöfer (Herne) Carsten Jancker geklammerthatte. «Wie man auf so einen geschundenen Elfmeter reinfallen kann,das schreit zum Himmel», fauchte Toppmöller. «Der Schiedsrichter hatso gepfiffen und das Spiel ist so gelaufen», konterte Jancker.

Nach dem 2:0 des starken Marco Engelhardt (55.) schien der ersteHeimsieg der Jara-Schützlinge perfekt. Doch Raphael Wicky läutete miteinem tollen Distanztreffer (64.) eine äußerst spannende Schlussphaseein. «So ein Spiel zu verlieren, geht gar nicht - wir bringen esfertig», haderte Toppmöller. «Mir fällt nichts mehr ein - jede Wochedasselbe. Unser Engagement wird nicht belohnt», ärgerte sich auchTorwart Martin Pieckenhagen. Mit einem drastischen Vergleich stimmteKapitän Daniel van Buyten seine Mitstreiter auf das nächste Heimmatchgegen Hertha BSC ein: «Es muss jetzt Krieg auf dem Feld sein.»

Dank einer kämpferisch starken Leistung vor 32 502 Zuschauernherrschte bei den Pfälzern unterdessen eitel Sonnenschein. «Es warein absolut wichtiges und Richtung weisendes Spiel. Wir haben denAnschluss geschafft und müssen nun darum kämpfen, diesen auch zuhalten», sagte Jara. Schon am Mittwoch folgt die Bewährungsprobe imDFB-Pokal erneut vor eigener Kulisse gegen den FC Schalke 04.Kommenden Samstag geht's dann zur Überraschungsmannschaft nachWolfsburg. «Wir wollen jetzt nicht gleich durchdrehen, nur weil wirsechs Punkte aus zwei Spielen geholt haben», meinte dazu Jancker.