Hamburg Hamburg: HSV glanzlos an Spitze

Hamburg/dpa. - Dennwährend Jol mit dem Hamburger SV erneut die Tabellenspitze derFußball-Bundesliga übernahm, scheint sein Kollege bei BorussiaMönchengladbach den Aufstiegsbonus schon verbraucht zu haben. «ImMoment stimmen die Ergebnisse nicht und ich denke, da machen sichviele über den Trainer Gedanken», kommentierte Luhukay nach der 0:1(0:1)-Niederlage Gerüchte über ein vorzeitiges Ende seiner Amtszeit.
Weitaus behaglicher ist die Situation seines Landsmanns Jol,dessen Umbauarbeiten mehr und mehr Früchte tragen. «Hätte mir jemandgesagt, dass wir mit 13 Punkten Bundesliga-Anführer sind, hätte ichdas nicht geglaubt», gab der HSV-Coach zu. Dass der Blick auf dieTabelle aber nicht mehr als eine «Momentaufnahme» ist, wieSportdirektor Dietmar Beiersdorfer anmerkte, ist allen klar. Zumaldie Hanseaten beim «schmutzigen Sieg» (Jol) gegen die Borussia an dievon den Fans ungeliebten «Die Null muss stehen»-Zeiten unter JolsVorgänger Huub Stevens anknüpften und sich kaum Chancen erspielten.
«Wir brauchen mehr Flair und mehr Dribblings», forderte Jol, dernoch immer den «Extras» von Rafael van der Vaart hinterhertrauert.Immerhin verlieh Mladen Petric, der in der 11. Minute per Kopf deneinzigen Treffer erzielte, dem HSV-Spiel erneut Würze. Der erstmalsin der Startelf aufgebotene Neuzugang, schon beim 2:0-Pokalsieg gegenBochum doppelt erfolgreich, brauche manchmal «Pfeffer im Hintern»,sagte Jol. «Dann ist er einer, der den Unterschied ausmacht.» Trotzdes tollen Frühstarts wollte Clubchef Bernd Hoffmann nach dem 6.Spieltag nichts vom Ziel Meisterschaft wissen: «Dazu sind wir nochnicht weit genug», sagte Hoffmann am Sonntag im DSF-«Doppelpass».
Von derartigen Luxus-Problemen können die Borussen nur träumen.Nach der fünften Niederlage im sechsten Spiel und dem Aus im Cup-Wettbewerb hat der Überlebenskampf bereits begonnen. Schon dasrheinische Derby gegen den 1. FC Köln könnte am Samstag zumpersönlichen Schicksalsspiel für Luhukay werden. «Man kann nichtimmer auf Wolke sieben schweben. Uns war von Anfang an klar, dass wirin dieser Saison gegen den Abstieg spielen», meinte SportdirektorChristian Ziege. Genervt von den Diskussionen um seinen Coachversicherte der Ex-Nationalspieler, im Falle einer Niederlage gegenKöln nicht selbst den Trainerjob anzustreben.
Mit der fast nur auf Spiel-Zerstörung ausgerichteten Auf- undEinstellung dürfte die Zahl von Luhukays Befürwortern um «fünf vorzwölf» (Ziege) aber nicht gestiegen sein. Die beiden erst späteingewechselten Nationalspieler Oliver Neuville und Marko Marin,prominenteste Opfer der Mauertaktik, machten ihrem Unmutunterschiedlich Luft. Während Kapitän Neuville wortlos an denJournalisten vorbeistampfte, äußerte Jungstar Marin, der in derSchlussphase als einziger Borusse Torgefahr ausstrahlte, zumindestseine Verwunderung darüber, «dass ich nicht gespielt habe».
Einzig ein «echter Borusse» hatte an der Elbe Grund zum Jubeln -wenn auch mit gemischten Gefühlen. «Ich freue mich über den Sieg,aber aufgrund der Situation der Gladbacher ist es im Moment nicht soschön», sagte HSV-Profi Marcell Jansen, der 13 Jahre für die «Fohlen»spielte. Zugleich machte der Nationalspieler seinen früheren Team-Kollegen Mut: «Für die Gladbacher sehe ich schon noch eine Chance.»