Gymnastik Gymnastik: Olympiasiegerin Kabajewa verpasst 6. EM-Titel

Moskau/dpa. - Die 23-jährige Russin, die vor zwei Jahren ihre Karriere schon einmal beendet hatte und in Moskau ihr EM- Comeback feierte, musste sich mit 69,15 Punkten ihrer Teamgefährtin Vera Sessina (69,400) geschlagen geben. Dritte wurde mit großem Abstand Vizeweltmeisterin Anna Bessonowa (67,600) aus der Ukraine.
Eine deutsche Gymnastin war nicht startberechtigt, weil nur die 20 besten Athletinnen der EM 2004 antreten durften. Damals hatte der Deutsche Turnerbund (DTB) keine Gymnastin entsandt, was zu heftigen Protesten vorwiegend aus dem Stützpunkt Schmiden geführt hatte.
Vor ausverkauftem Haus führte Top-Favoritin Kabajewa bei Halbzeit noch «planmäßig» vor Sessina, doch im dritten Durchgang unterlief ihr ein schwerer Patzer mit dem Seil, der sie das Gold kostete. Ähnliches war ihr schon vor sechs Jahren bei den Olympischen Spielen in Sydney passiert, als ihr der Reifen weit davonrollte und die Goldmedaille damit futsch war. Die 20-jährige Vera Sessina nutzte die Gunst der Stunde: Die elegante Moskauerin, bereits zwei Mal Mannschafts- Weltmeisterin und derzeit Führende in der Grand-Prix-Wertung, zeigte eine fehlerfreie Show und kam verdient zum ersten Titel.
«Das Niveau war sehr hoch und die Entscheidung völlig gerecht. Diesmal gibt es nichts mit den Kampfrichterinnen zu hadern», meinte die deutsche Teamchefin Birgit Guhr. Sie freute sich über zwei Final- Teilnahmen ihrer Talente Karolina Raskina (Schmiden/6./Keulen) und Alexandra Zapekina (Bremen/9./Seil) im Junioren-Wettbewerb. Im gleichfalls von Russland gewonnenen Team-Wettkampf waren die beiden einzigen deutsche Vertreterinnen nur Zehnte geworden.
In der Gruppen-Konkurrenz hatten zuvor die russischen Gymnastinnen eindrucksvoll ihre Vormachtstellung unterstrichen. Der Olympiasieger und Weltmeister setzte sich mit 33,400 Punkten klar vor dem WM- Zweiten Italien (32,150) und Weißrussland (31,675) durch. Die Deutschen mussten auf ihren geplanten Start verzichten, nachdem zwei Athletinnen im Sommer überraschend ihre Laufbahn beendet hatten und nun ein erneuter Neuaufbau bevorsteht.
Den kompletten russischen Triumph beim Heimspiel vollendete die überlegene Gruppe des Gastgebers in den Gerätefinals am Sonntag. Sie siegte sowohl im Endkampf mit fünf Bändern (16,35) vor Weißrussland (16,25) als auch mit in der Übung mit drei Reifen und zwei Paar Keulen (16,85) vor Italien (16,55).